Unsere literarische Weltreise führt uns heute in den hohen Norden, nach Grönland. Aber ist Grönland eigentlich ein eigenständiges Land? Nun, ein eindeutiges Jein.
Bis 1953 war Grönland eine Kolonie Dänemarks und erlangte 1979 seine Autonomie, die durch eine 2009 eingesetzte Selbstverwaltungsordnung noch einmal verstärkt wurde. Es bestehen Hoffnungen, dass Grönland 2021 vollständig unabhängig werden könnte, doch aktuell besteht noch eine Abhängigkeit von Dänemark, gerade in außenpolitischen Angelegenheiten.
Auch wenn in Dänemark bereits 1915 das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, dauerte es in Grönland noch bis 1948, bis auch dort Frauen zur Wahlurne gehen durften. Zu dieser Zeit hatte Grönland rund 22.000 Einwohner:innen, heute sind es gut 56.000, das entspricht der Bevölkerung einer mittelgroßen Stadt bei uns. Schon aufgrund dessen hat Grönland sicher eine Sonderstellung inne.
Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte gibt es auch nicht so viele Autorinnen in Grönland, zu nennen sind Niviaq Korneliussen, Bolatta Silis-Høegh und Mâliâraq Vebæk. Letztere möchte ich euch hier einmal genauer vorstellen.
Mâliâraq Vebæk gehörte in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts zu den ersten Frauen, die sich literarisch betätigten, und war die erste grönländische Frau, die mit “Búsime nâpíneĸ” einen Roman veröffentlichte.
Die Literatur wurde ihr geradezu in die Wiege gelegt, wurde sie doch 1917 als Tochter des Dichters Josvan Kleist in Narsarmiut, Südgrönland, geboren. Sie besuchte ab 1933 eine neu eröffnete Mädchenschule, schloss diese mit Bestnoten ab und erhielt so die Möglichkeit, ihre Ausbildung in Dänemark fortzusetzen. Als Lehrerin kehrte sie nach Grönland zurück. Sie beschäftigte sich nicht nur intensiv mit dem Verhältnis von Grönland und Dänemark, sie interessierte sich auch sehr für lokale Sagen, Legenden und Märchen, sammelte diese, illustrierte sie und veröffentlichte sie in dänischen Zeitungen. Sie brachte ein Kinderbuch und eine Liedersammlung heraus. Mit dem Leben einer Grönländerin in Dänemark und den daraus resultierenden sozialen Schwierigkeiten beschäftigte sich ihr Roman Búsime nâpíneĸ, den sie selbst ins Dänische übersetze und der auch auf Russisch und Samisch erschien. 1997 erschien eine Fortsetzung, die sich mit dem Rassismus zwischen Dän:innen und Grönländer:innen auseinandersetzte.
Im Jahr 2001 erhielt Mâliâraq Vebæk den Grönländischen Kulturpreis. Sie starb 2012 mit 94 Jahren.
Quellen:
https://norroena.hypotheses.org/2829
https://nordicwomensliterature.net/writers/vebaek-maliaraq/
https://en.wikipedia.org/wiki/M%C3%A2li%C3%A2raq_Veb%C3%A6k
https://www.youtube.com/watch?v=H78ZSxoaMM0 (in grönländischem Original!)
https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B8nlands_Landsr%C3%A5d
Wieder etwas gelernt! Nun geht es zu unserer letzten Station: Sophie Grossalber und ihr geliebtes Schottland – lest ihr am Donnerstag auf der literarischen Weltreise.
Ein Beitrag von Roxane Bicker