Weltkarte mit Schriftzug Bahrain
Schicksalsstöcke

Literarische Weltreise zum Frauenwahlrecht: Bahrain

Donnerstag noch im Sudan finden wir uns auf unserer literarischen Weltreise heute in Bahrain wieder:

Weltkarte Sudan nach Bahrain
©️ Elenor Avelle

Während Frauen in Europa zumindest theoretisch die gleichen Rechte haben wie Männer, gehört das arabische Bahrain zu den Ländern, in denen es für die Einwohnerinnen noch um elementare Grundsätze geht. Die Wurzel der Problematik beginnt oft schon bei der Schulbildung, die viele Mädchen gar nicht erhalten oder nur rudimentär. Bahrain steht im Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums 2017 weit hinten.

Selbst unter den arabischen Ländern ist der Zwergstaat kein Vorreiter.

Die Frauen bekamen erst 1973 das Wahlrecht zugesprochen – tatsächlich gewählt haben sie allerdings erst dreißig Jahre später, 2003. Von der ersten Welle der Frauenbewegung hat Bahrain nichts abbekommen, während in anderen arabischen Ländern in den ersten fünfzig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts liberale Strömungen vor allem die Kunstszene zum Blühen brachte. Das Frauenwahlrecht in Bahrain fand erst mit der dritten Welle der Frauenbewegung Eingang ins Gesetz. Aber Gesetz ist nicht gleich Ausführung. Es besteht nicht nur eine klaffende Lücke bei den Menschenrechten für alle, im Vergleich verschiedener Ländern und Kulturen, sondern auch bezüglich der Vorgaben und der Ausführung. Die moderneren gesetzlichen Grundlagen werden in vielen arabischen Ländern nicht in die Gesellschaft übernommen. Zumal die gesetzlichen Regelungen oftmals gar nichts zu Frauenrechten zu sagen haben oder so wage formuliert sind, dass es Auslegungssache ist. Und wer legt in einer patriarchalen Gesellschaft, in der die Vormundschaft des Mannes über die Frau so fest verankert ist, schon zu Gunsten der Frau aus?

Gegen Gewalt der Männer sind sie nicht geschützt. Straftaten gegen Frauen werden kaum verfolgt.

Wenn eine Frau der Eheschließung mit ihrem Vergewaltiger zustimmt, geht er straffrei aus, denn dann hat er ja das Recht über sie zu bestimmen, auch sexuell. Da ein männliches Familienmitglied bei der Wahl des Bräutigams Mitspracherecht hat, die Betroffene als quasi selbstverantwortlich an der Tat gilt, ist es kein Wunder, dass es gar nicht selten vorkommt, dass Frauen ihre Vergewaltiger heiraten, sich manchmal danach umbringen. Dieses Gesetz der Straffreiheit für Vergewaltiger soll nur dann nicht gelten, wenn es mehrere Täter gibt. Welch Überraschung, kann die Betroffene nicht alle auf einmal heiraten. Das System der männlichen Vormundschaft für Frauen bestätigt sich selbst. In einem Land, in dem das Recht auf freie Meinungsäußerung generell eingeschränkt ist, ist Umdenken noch schwerer. Aufmüpfige Bürger:innen verschwinden rasch im Gefängnis und haben dort Folter und andere Misshandlungen zu befürchten.

So passierte es auch der Autorin Ajat al-Karmesi, die wegen des Verlesens eines Gedichtes verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Das wurde ihr als „Schüren des Hasses gegen das bestehende System“ ausgelegt, offenbar eine strafbare Handlung in Bahrain. Sie ist 1991 geboren, und war zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung gerade zwanzig Jahre alt.

Quellen:
https://www.dw.com/de/frauenrechte-in-muslimischen-l%C3%A4ndern/a-40724368
https://www.zeit.de/gesellschaft/2018-11/frauenrechte-wahlrecht-weltkarte-global-historisch-zeitraffer-entwicklung
https://www.bpb.de/apuz/277341/partizipation-und-repraesentation-von-frauen-in-arabischen-laendern

https://www.amnesty.de/jahresbericht/2017/bahrain

https://de.qantara.de/inhalt/frauen-in-der-golfregion-ausgebeutet-und-bevormundethttps://www.lizzynet.de/wws/2973476.php

https://www.nzz.ch/bahrain_autorin_gefaengnis-1.10904566

https://www.aargauerzeitung.ch/kultur/autorin-in-bahrain-muss-ein-jahr-ins-gefaengnis-109471371

Am Donnerstag geht die literarischen Weltreise weiter: Claudi Feldhaus nimmt uns mit nach Usbekistan.

Ein Beitrag von Elenor Avelle

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