Weltkarte mit Schriftzug Slowenien
Schicksalsstöcke

Literarische Weltreise zum Frauenwahlrecht: Slowenien

Am Donnerstag hat Saskia Dreßler uns etwas über Finnland erzählt, heute sind wir mit Helene Persak in Slowenien.

Weltkarte Finnland nach Slowenien
©️ Elenor Avelle

1945, wurde in Slowenien das Frauenwahlrecht erlassen. Im gleichen Jahr wie Senegal und Indonesien und nur ein Jahr nach Frankreich. Zwar gab es schon seit einigen Jahrzehnten organisierte Frauen, welche dafür kämpften, doch den Ausschlag gab die auf ganz Europa gesehen, ungewöhnlich hohe Kampfbeteiligung der Frauen, am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Svetlana Makarovic
Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3c/Svetlana_makarovic_img_5508.jpg

Und Svetlana Makarovič (*1939 in Maribor) wurde 6 Jahre alt. Sie war eines von drei Kindern aus der “unsittlichen” Ehe der tief religiös erzogenen Otilia und dem Atheisten Abdon. Es war keine behütete Kindheit, denn ihre Familie hatte kein leichtes Leben. Die Gemeinde missbilligte das Verhältnis, woraufhin sich die Eltern der Mutter von der Tochter lossagten. Als ihr Heimatort Maribor im Zweiten Weltkrieg von den Alliierten bombardiert wird, flüchtete die Familie zu den Eltern des Vaters, wo die Familie in großer Armut lebte.

Svetlana Makarovič wollte sich nie den sozialen Normen unterwerfen, auch schon in der Schule nicht.

Sie ist ein Freigeist und kann sich nur schwer den Regeln und Gegebenheiten unterwerfen. Die Mitschüler:innen sind ihr zuwider und so schwänzt sie viele Stunden, was ihr, trotz ihrer allgemein sehr guten Noten, schlechte Zeugnisse verschafft. Jedoch zeigt sich schon früh ihre künstlerische Seite. Sie verbringt viele Stunden am Klavier und später beim Malen und Modellieren. Dies führt sie dann auch auf die Schule der Künste. Da sie dort von den reichen Kindern gemobbt wird, verlässt sie diese Schule und entscheidet sich, Lehrerin zu werden. Obwohl sie diesen Schritt schon bald bereut, zeichnet er ihr gesamtes Leben, denn sie entscheidet sich, obwohl sich an ihrer Kinderliebe nichts geändert hat, nie eigene zu bekommen.

Mit zwanzig verliebt sie sich und will heiraten, lässt die Gesellschaft aber bei der Trauung sitzen und flieht ans Meer. Auf der Flucht nach Dalmatien wird ihr der Vorschlag unterbreitet, die Schauspielakademie zu besuchen. Trotz ihrer Unkenntnis besteht sie die Aufnahmeprüfung und veröffentlicht mit 25 ihr erstes Gedichtband ‘Somrak’ (1967). Aus Geldmangel lebt sie, wo es ihr gestattet wird. So auch im Badezimmer der Akademie oder im Backstagebereich des Stadttheaters von Ljubljana, wo sie neben ihren Auftritten mit an den dort aufgeführten Dramen schreibt. Dabei ist das Augenmerk ihrer Geschichten die Neuerzählung heimischer Geschichten und Sagen, welche sie in ihrer Interpretation neu erzählt.

Sowohl die Stücke, als auch ihre schauspielerische Leistungen sind Hits und dennoch bleibt sie ohne feste Anstellung und Geld, um sich eine eigene Wohnung zu leisten. Wie schon zu ihren Kindheitstagen, ordnet sie sich auch jetzt nicht unter, was ihr selten zu gute kommt. Sie will sich, wegen ihres Unwillens Kinder zu bekommen, sterilisieren lassen, doch eine Kommission untersagt das. Dennoch lebt sie die freie Liebe der Hippiezeit und bindet sich nie fest. Sie hat immer etwas zu sagen und hält selten zurück, wenn etwas ihr nicht passt. 

Zwar gilt sie heutzutage als eine der größten Autor:innen Sloweniens und es wurde prophezeit, dass, würde sie in einer gängigeren Sprache schreiben, sie eine weltweit bekannte Autorin wäre. Doch daran hindert sie ihre eigenwillige Persönlichkeit. 

Ihre Meinung war immer, wer sich einmal unterordnet, kann niemals wieder frei sein. Im gesamten Lauf ihrer Karriere, wie auch heute, weigert sie sich, sich privatem oder politischem Druck zu unterwerfen, sieht es aber auch nicht als ihre Aufgabe an, andere zu führen. Als sie sich weigerte, als Würdigung ihrer schriftstellerischen Tätigkeit die Einladung in einer Schriftsteller:innenvereinigung anzunehmen, wurden alle ihre Auftritte, Geschichten und Bücher in den 1970 abgesagt.. Dennoch umfasst ihr Werk mehrere Poesiesamlungen für Erwachsene, Kinderbücher sowie Theaterstücke.

Heute lebt Svetlana Makarovic in einem Wohnheim für verdiente Persönlichkeiten in Ljubljana. Sie ist immer noch unterwegs, sagt ihre Meinung und ist aktiv in Schrift und Wort.

Auf unserem nächsten Stopp auf der literarischen Weltreise geht es nach Bosnien und Herzegowina.

Ein Beitrag von Helene Persak

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