Schuber

#Nornenschuber – Frankenstein im Juli

Unsere Lesechallenge unter dem Motto #HiddenPowers geht weiter!

Bisher haben wir gemeinsam gelesen:

Der Roman im Juli war „Frankenstein“ von Mary Shelley

Das denken unsere Nornen über das Werk

Eva-Maria Obermann

Frankenstein ist nicht nur ein eindrucksvolles Szenario über den menschlichen (und männlichen) Gottkomplex und die Gefahr dabei, sondern auch ein Meisterwerk der Figurenpsychologie. Wer ist eigentlich das Monster? Die Schöpfung, die so verzweifelt nach Leben giert und sich selbst zu finden versucht, dann aber doch zum grausamen Mörder wird? Oder der Schöpfer, der die Verantwortung für sein Handeln immer wieder ignoriert und das geschaffene Wesen zu einem Dasein in Einsamkeit verflucht? Ein zeitloses Thema, ein grandioses Werk.

Diandra Linnemann

Wenn man “Frankenstein” heute liest, kommt es einem etwas langatmig und zäh vor. Das liegt allerdings nicht daran, dass das Buch schlecht wäre, sondern an den heutigen Lese- und Entertainmentgewohnheiten. (Mal im Ernst, wenn nicht alle drei Minuten etwas explodiert, sind manche Leute ja schon gelangweilt!). Folglich – ja, ich musste mir Zeit zum Lesen freischaufeln und mich in das Buch hineinknien. Aber ich habe es gern getan, denn Mary Shelley hat mit den Figuren aus “Frankenstein” beeindruckend lebendige Charaktere geschaffen – den egoistischen und weinerlichen Victor, der sein Schicksal die ganze Zeit über vor sich sieht und ihm, in tragischer Tradition, doch nicht entkommen kann. Die Kreatur, deren Argumentation verdächtig an heutige Incels erinnert. Die Familie Frankenstein, in der alle so lieb und gut und verständig sind, dass es einem fast schon widernatürlich vorkommt, und die durch all ihr Gutsein doch nicht gerettet werden. 

Außerdem enthält das Buch viele interessante Beobachtungen über die damals aktuelle Gesellschaft, ihren Blick auf Bildung und Menschlichkeit. Wenn man es sich also ein paar Stunden am Stück mit einem Tee gemütlich machen kann, ist “Frankenstein” auf jeden Fall eine mehr als empfehlenswerte Lektüre.

Elenor Avelle

Frankenstein ist eine gruselige Geschichte, voller Abwege der Wissenschaften und menschlichen Natur. Sowohl Victor Frankenstein als auch sein Geschöpf übernehmen für ihre Taten wenig Verantwortung und sind von ihren Emotionen und Eingebungen getrieben.

Der Briefroman Stil verstärkte den Eindruck einer Forschungs- und Reisegeschichte, was mir das Lesevergnügen noch einmal versüßt hat.

Saskia Dreßler

Frankenstein begleitet mich als Geschichte schon sehr lange und istt für mich nicht nur die Erzählung über ein Monster, sondern die Geschichte über menschliche Monstrositäten. Ich mag es, dass das Monster menschlicher wirkt als Viktor Frankenstein selbst. Es geht um die Frage, was uns menschlich macht und ich konnte mit dem Monster mitleiden. Frankenstein ist kein Buch, was man einfach so zur Entspannung liest. Man kann viel darüber nachdenken und es gibt viele Interpretationsebenen. Das macht dieses – doch sehr dünne Buch – für mich zu etwas besonderen. Die Form des Briefromans ist dabei noch wunderbar erfrischend!

Jule Reichert

Mary Shelleys Schauerroman “Frankenstein” dürfte jedem ein Begriff sein. Die Art von Geschichten hat mich thematisch schon zu Schulzeiten angesprochen: die Erschaffung von Leben auf (pseudo)wissenschaftlicher Ebene verpackt in einer düsteren Atmosphäre. Damals scheiterte ich allerdings an der Langatmigkeit, mit der die Geschichte erzählt wird. Doch gerade diese Ausführlichkeit, mit der in den Briefen und auch in den Passagen von Viktor Frankenstein als Ich-Erzähler beschrieben werden, packte mich dieses Mal durch die wortreiche Emotionalität. Sie zeigt Höhen und Tiefen der beteiligten Personen und enthüllt die Gefühlswelten der Figuren in voller Intensität. Zudem verschafft der Roman einen Blick in die Gesellschaft zur Zeit Mary Shelleys. Wissenschaft und Bildung war hoch angesehen, doch wie auch noch heute, birgt sie ethische Grenzen, die Viktor mit der Erschaffung neuen Lebens aus totem Fleisch klar überschreitet.

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