Schicksalsstöcke

Gastbeitrag: Sommerferien und #mamaschreibt: 10 Tipps zu Produktivität und Time-Management von Felicity Green

Bekanntlich fällt man ja als Autor entweder in die Kategorie der „Plotter“ oder „Pantser“ . Entweder man plottet seine Geschichte und hat eine detaillierte Outline und Szenenbeschreibungen, an die man sich bei Schreiben hält. Oder man lässt sich völlig von Inspiration treiben und schreibt quasi spontan und aus dem Bauch heraus (nach dem Englischen „fly by the seat of one’s pants“).

Als schreibende Mama gestaltet man seinen Alltag wahrscheinlich nach dem gleichen Prinzip. Enweder man hat einen Plan, eine Routine, an die man sich hält, damit der prekäre organisatorische Balanceakt, Haushalt, Job, Kinder, Ehe, Schreiben und Freizeit alles gleichzeitig zu schmeißen, auch gelingt, oder man lässt alles entspannt auf sich zukommen und hofft, dass sich dann doch irgendwie alles zum Guten entwickelt, frei nach dem Motto: „Wenn das Kind Hunger hat, wird es sich schon melden.“

Egal, wie man es anpackt, ob Plotter oder Pantser, im Schreiben und im Leben kommt es meist sowieso ganz anders als man sich gedacht hat.

Und das ist auch gut so.

Aber egal, wie pantsig man unterweg ist, die Sommerferien werfen einen dann doch irgendwie aus der Bahn, stimmt‘s? Die Kinder sind den ganzen Tag zu Hause und wollen dauernd etwas von einem. Meistens Eis. Oder ein Pflaster. Und bei 30 Grad das Klo zu schrubben hat man ja auch keine Lust. Abend findet man sich dann eher mit einem Glas Wein in der Hand auf der Terrasse wieder, statt mit der Tastatur unter den Fingern im Büro. Bevor man sich versieht sind sechs Wochen vorbei und man hat außer Postkarten im Urlaub kein Wort geschrieben. Das Manuskript liegt irgendwo in einer Scrivener-Datei brach und im Herbst braucht man dann ewig, bis man sich wieder reinfindet.

Ich** persönlich bin ja der totale Plotter, weil es mir wenigstens erstmal das Gefühl gibt, alles unter Kontrolle zu haben. Ein ganzes Buch zu schreiben – oder ein ganzes Kind zu erziehen – ist nicht mehr so überwältigend, wenn man einen Plan hat und jeden Tag kleine Teilziele erreichen kann. Das klappt bei Büchern ziemlich gut. Wie das mit dem Kind aussieht, kann ich noch nicht berichten, denn ich habe noch keins fertig.

Deswegen ist es vielleicht eine gute Idee, gerade für die Sommerferien ein wenig zu plotten. Wenigstens was das Time-Management für die Schreiberei angeht. Die Kinder könnt ihr dann ja machen lassen, was sie wollen, und euch dann im Herbst wieder in die Erziehung reinfinden.

Schreiben in den Sommerferien – geht das mit Kindern überhaupt (Foto: Eva-Maria Obermann)
Hier sind ein 10 Tipps für maximale Schreibproduktivität und gutes Time-Management von mir und anderen schreibenden Mama-Nornen:
  1. Früh aufstehen

    Versucht es wenigstens drei Tage die Woche. Ich weiß, lässt so das Ferienfeeling gar nicht aufkommen, aber glaubt mir, das ist sehr produktiv gleich morgens, bevor die Kinder aufgestanden sind, wenn es noch kühl ist zu schreiben. Selbst wenn es nur eine halbe Stunde ist. Ihr bleibt damit sozusagen im „Schreibmodus“ und am Ende der Ferien kommt bestimmt eine ansehnliche Wortzahl dabei raus! (Tipp von mir, Felicity)

  2. Nachts schreiben

    Ihr seid aber die totalen Nachteulen? Dann macht es doch umgekehrt, so wie Janna Ruth: „Ich arbeite hauptsächlich nachts, wenn die Kinder im Bett sind. Manchmal ist das effizient, manchmal weniger, irgendwie klappt es aber.“

  3. Hilfe annehmen

    Ein Tipp von mir selber, den ich mir aber auch immer vorhalten muss. Viele müssen sich vielleicht auf Großeltern verlassen, wie u.a. Janna Ruth, Sienna Morean und Rabea Blue. Macht euch kein schlechtes Gewissen, die großzügigen Angebote voll auszunutzen, freut euch für die Kinder, die bestimmt gerne bei Oma und Opa sind, lasst mal Fünfe gerade sein, wenn es um die laxeren Erziehungsmaßnahmen der Großeltern geht … und schreibt einfach.

  4. Prioritäten setzen

    Wenn ihr es hinbekommt, Betreuung für die Kids zu organisieren, nutzt die Zeit nur zum Schreiben und versucht nicht, vorher noch schnell die To-Do-Liste abzuarbeiten. Im Sommer verbringt man die meiste Zeit doch eh im Garten, da kann man den Fernseher vielleicht auch mal ein bisschen Staub ansammeln lassen. (Tipp von mir, Felicity)

  5. Spontan sein und jeden Moment nutzen

    Diesen Tipp gaben fast alle Nornen, als ich sie fragte, wie sie Mamasein und Schreiben (und alles andere) unter einen Hut bekommen. „Mit Familie muss man flexibel sein“, sagt Elenor Avelle. Sienna Morean empfielt „immer dann zu schreiben, wenn das Kind gerade mit sich selbst beschäftigt ist oder es schläft“. Sie wird mit ihrem dreijährigen Sohn öfter bei den Eltern zu Besuch sein. „1-2 Stunden nehme ich mir dann die Zeit zum Schreiben, während mein Sohn fröhlich mit Oma und Opa im Garten spielt oder die Welt erkundet.“

  6. Tagsüber das Schreiben „vergessen“ und die Kinder voll beschäftigen

    Rabea Blue, die gerade zum dritten Mal Mutter geworden ist, meint: „Ansonsten werde ich versuchen viel spazieren zu gehen oder die Kids anderweitig auszupowern, sodass sie abends früh schlafen gehen (also so um 20h) und ich dann wie gewohnt schreiben kann.“

  1. Ideen notieren oder diktieren

    Rabea hat noch einen tollen Tipp, den ich nur unterschreiben kann: „Teilweise mache ich mir Notizen, teilweise nehme ich Sprachnachrichten auf“. Wenn man sich nicht wirklich konzentrieren kann, während die Kids um einen herum sind, um „richtig zu schreiben“ ist das eine gute Idee, um Inspiration wenigstens festzuhalten.

  2. Tagebuch führen oder Free Writing

    Und wer auch einfach mal nur Urlaub machen und sich gar nicht mit einem Schreibprojekt beschäftigen will, der kann es Anne Colwey nachtun: Führt einfach Tagebuch. Hin und wieder Gedanken darin festhalten, vielleicht mal 10 Minuten zum „Free Writing“ nutzen und alles niederschreiben, was euch in den Kopf kommt, kann erstens therapeutisch sein, zweitens schreibt ihr dann wenigstens etwas und drittens kommt da vielleicht sogar die eine oder andere Idee für das nächste Schreibprojekt zustande.

  3. Computer- und Fernsehzeiten für ältere Kinder genau planen und dann ausnutzen

    Wer etwas ältere Kinder hat, wie Moechtegernautorin, der kann natürlich auch wie sie „die Computer- und Fernsehzeiten der Kinder ausnutzen.“ Sie meint: „Sobald ich Musik auf den Ohren habe, kann ich auch wunderbar abschalten und mich konzentrieren.“

  4. Auf individuelle Stärken und Erfahrungen bauen

    Moechtegernautorin findet ohnehin, Mama sein bedeut, „Zeit effizient nutzen zu müssen“. „Dennoch war das mit dem Schreiben immer ein großer Kampf, denn im bisherigen „Familienkonzept“ war ich in Ermangelung an Unterstützung die alleinige Geldverdienerin, wollte natürlich auch für meine Kinder da sein und hatte im Grunde die ganze Verantwortung; für Kinder, Mann, Haustiere, Geld und Haushalt. Ich musste mir meine Zeit also immer schon gut einteilen. So organisierte und erkämpfte ich mir seit der Schwangerschaft mit Sohnemann mal mehr mal weniger Schreibzeit.“ Auch Elenor Avelle hat nicht viel Zeit zum schreiben und keine Familie für die Betreuung ihrer beiden Söhne im Schulalter in der Nähe. „Mein Zeitslot, um zu arbeiten ist dementsprechend klein. Aber ich mache das Beste daraus.“ Vielleicht müssen andere schreibende Mamas um Schreibzeit nicht ganz so sehr kämpfen, aber alle haben sicher ähnliche Erfahrungen, auf die sie in den Sommerferien zurückgreifen können. Also, Mamas, keine Panik schieben, sich auf Erfahrungen berufen und einen machbaren Plan für die Sommerferien erstellen, der zu den jeweiligen Umständen passt. Es lohnt sich vielleicht, sich vorher ein bisschen Zeit zu nehmen, und sich das richtig bewusst zu machen. „Für Effektivität kann ich nur empfehlen, dass jeder seine individuellen Stärken herausfindet und damit arbeitet.“ (Tipp von Elenor Avelle)

**Autorin des Beitrags ist Felicity Green

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