Schicksalsstöcke

Worin unterscheiden sich Thriller, Krimi und Horror? von Patrizia K. Werner

Obwohl sich keine klare Grenze ziehen lässt, so ist es dennoch unerlässlich für den Schriftsteller so genau wie möglich bestimmen zu können, in welcher Kategorie oder auch welchem Bücherregal er in der Buchhandlung sein Buch vorfinden will. Denn der Leser bleibt oftmals seinem Lieblingsgenre treu und sucht gezielt nach Büchern, die seinem Geschmack entsprechen. Das kann gerade für einen Selfpublisher zu einer Stolperfalle werden, denn sollte er sein Buch der falschen Kategorie zuordnen, kann dies beim Leser folglich zur Enttäuschung führen, da seine Erwartungen an das Genre nicht erfüllt wurden. Umso wichtiger, wenn man die weitmaschigen Grenzen zwischen den Genres kennt. Und so kommen wir zum heutigen Thema. Wodurch unterscheiden sich die Literaturen von Krimi, Thriller und Horror zueinander?

(Foto: Patrizia K. Werner)

Kriminalromane

In Kriminalromanen (auch Krimis genannt) liegt der Schwerpunkt ganz klar in der Aufklärung eines Verbrechens, bei dem die Hauptfiguren den Leser durch ein Rätsel mitziehen.

Während früher Privatdetektive wie Sherlock Holmes von Conan A. Doyle oder Hercule Poirot von Agatha Christie in der Welt der Kriminalromane regierten, finden die Morde in der modernen kriminalistischen Literatur jedoch nicht mehr nur in der gehobenen Gesellschaft statt, werden dann aus der alleinigen Sicht des Detektivs gelöst und die Motive lauten zum Schluss nicht mehr nur Habgier. Heute lernt der Leser auch die Sicht des Täters kennen, dessen Beweggründe oft kompliziert und tiefgreifend sein können. Zudem kann die Aufklärung auch durch Polizisten, Kriminaltechniker, Gerichtsmediziner oder sogar einer Privatperson stattfinden.

Anzumerken sei hier noch, dass ein kriminalistischer Inhalt auch nur Bestandteil einer Geschichte sein kann, ohne das Genre zu bestimmen. Das lässt sich oft in Thrillern finden.

Thriller

Der Kern ist hier den sog. thrill (z. Dt. Nervenkitzel) beim Leser auszulösen und diesen auch über die gesamte Länge des Romans zu halten, wobei ein Wechselspiel aus Bedrohung und Erleichterung stattfindet.

Die Grenze zu Kriminalromanen ist hier sehr dünn. Aber grob lässt sich sagen, dass hier noch kein Verbrechen stattgefunden haben muss, jedoch eines herannaht oder die Situation zumindest zu verschlimmern droht. Darüber hinaus steht in Kriminalromanen der Fall im Mittelpunkt, dessen Lösung den Höhepunkt bestimmt, während in Thrillern die Hauptfiguren den Schwerpunkt setzen, die sich oftmals gegen psychische oder auch körperlich zugefügte Gewalt verteidigen müssen, bis sie im Finale aus dem Kampf siegreich hervorgehen.

Hier lässt sich das Genre zudem nochmals in Psychothriller, bei dem ein von Gefühlen oder auch auf psychischer Ebene konfliktbeladenes Verhältnis zwischen den Figuren die Handlung bestimmt, und Politthriller unterscheiden, der kriminelle Handlungen, terroristische Attentate oder auch Verschwörungen behandelt.

Horror

Während in Thrillern und Kriminalromanen die Hauptfiguren irdischen Gegner begegnen, ist es in der Horrorliteratur genau umgekehrt. Hier werden die Protagonisten meist von übernatürlichen und unerklärbaren Phänomenen, wie rastlosen Gespenstern, blutrünstigen Vampiren oder auch gehirnaussaugenden Zombies, bedroht. Aber auch der Ort selbst kann zur Bedrohung werden, wie im Roman „Shining“ von Stephen King eindrucksvoll dargestellt wurde. Abhängig von der Bedrohung kann der Protagonist dabei dem Wahnsinn oder gar der Besessenheit unterliegen.

Beim Leser sollen sie Angst und Schrecken auslösen, aber auch Abscheu, wie sie meist durch Folter oder Perversion hervorgerufen wird.

Auch hier lässt sich oft keine klar definierte Grenze ziehen, da die Horrorliteratur auch nah verwandt zu Science-Fiction ist, wie Mary Shelleys „Frankenstein“ beweist. Hier spricht man dann auch von einem SciFi-Horror. Zudem lässt sich der Horror als Sammelbezeichung in Schauerromane (engl. Gothic Novel), wie in dem Roman „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert L. Stevensons, und Gespenstergeschichten, wie „Die Frau in Schwarz“ von Susan Hill, unterteilen. Auch ein Thriller kann in die Kategorie der Horrorliteratur fallen, wobei man dann von einem Horrorthriller spricht.

(Foto: Patrizia K. Werner)

Meine persönliche Meinung zu der kategorischen Eingrenzung lautet, dass alle drei Genres ihre Berechtigung haben unterteilt zu werden. Auch wenn die Grenzen sich oftmals überlappen, sind sie dennoch klar definiert und können dem Autor helfen seine eigenen Bücher richtig zuzuordnen, damit nicht die falsche Zielgruppe angesprochen wird, die dann das Buch enttäuscht zuklappt, weil es nicht ihren Erwartungen entspricht. Dennoch finde ich das es auch seinen Reiz hat Grenzen zu überschreiten. Und wo lassen sie sich so leicht überschreiten wie in einer fiktiven Geschichte. Für den Autor besteht also hier ein unbegrenztes Repertoire an Möglichkeiten den Leser zu überraschen und womöglich auch zu packen. Und genau die Schriftsteller, die diesen Schritt gewagt haben, waren zum Schluss auch diejenigen, die ein neues Genre gesetzt haben.

*Autorin des Beitrags ist Patrizia K. Werner

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