Fabelwesen im Nornennetz
Wenn der Schnee zu fallen beginnt, dann kann man manchmal eine hübsche junge Frau sehen. Blass ist sie und trägt oft schlohweißes Haar. So schön sie auch ist, so eiskalt ist ihr Atem und nicht selten, erfrieren diejenigen, die von ihrem Zauber gebannt zu lange verharrt haben. Manchmal warnt die Schneefrau die Menschen, doch allzu oft ist sie auch zornige Naturgewalt, eiskalte Kindesentführerin oder schaurige Schreckgestalt. Nur ganz selten, wenn ihr ein Mann besonders gefällt, verschont sie ihn und soll sogar schon den ein oder anderen geheiratet haben.
Je nach Region in Japan erzählt man sich die unterschiedlichsten Geschichten über die Schneefrauen. Mal reicht es ihr, den Menschen beim Sterben zuzusehen, mal trinkt sie von ihrem Blut und ein anderes Mal lauert sie ganz besonders jungen Männern auf, um sie mit einem Kuss ins Verderben zu führen. Aber auch ihre Herkunft ist umstritten. Ob im Schnee verstorbene Frau, Naturgeist oder Mondprinzessin, die den Weg nach Hause nicht mehr kennt, niemand weiß genau, woher sie kommt.
In »Tanz der Feuerblüten« von Janna Ruth ist die Schneefrau die treibende Kraft hinter den Dämonen und Geistern, die die Zivilisation bedrohen. Sie bringt den Winter und mit sich den Tod, doch ist auch sie unsterblich schön und elegant. Erst, wenn alles Leben den ewigen Schlaf der Kälte schläft, wird die Schneefrau zufrieden sein.