Fabelwesen im Nornennetz
Ein Gonger ist eine Spukgestalt aus dem Bereich der norddeutschen Sagen. Es handelt sich um einen Ertrunkenen, der aus dem Meer zurückkehrt.
Typisches Erscheinungsbild: eine bleiche Gestalt mit wasserdurchtränkten Stiefeln. Ein Gonger sucht Menschen auf, wenn sie schlafen und setzt sich, nasstriefend, zu ihnen auf die Bettdecke. Das tut er so lange, bis sie seine Botschaft verstehen. Auf dem Meer verstorbene Seemänner kehren ein letztes Mal heim, um ihren Hinterbliebenen die Nachricht ihres Todes zu überbringen. Doch auch wer sich im Watt verirrt hat oder gewaltsam durch das Meer zu Tode gekommen ist, kann zum Gonger werden und als ruheloser Geist zurückkehren. Ein Mensch, der auf See ermordet wurde, sucht seine Mörder heim – manchmal über mehrere Generationen. Hat ein Gonger sein wie auch immer geartetes Ziel erreicht, kehrt er ins Meer zurück und wird nie wieder gesehen.
Ich persönlich finde die friesische Version des Wiederhängers reizvoll, weil sie sehr vielschichtig ist: freundlicher Geist, ruheloser Spuk, rachsüchtiger Untoter, ein Gonger kann, alles sein – oder von allem etwas. Bei meinem aktuellen Buchprojekt – angesiedelt auf Amrum um die Jahrhundertwende – spiele ich mit genau diesen Möglichkeiten.
Ich habe übrigens keine Ahnung, wie man einen weiblichen Gonger nennt …
Zum Nachlesen: Van der Kooi, Jurjen: Friesische Sagen, Eugen Diederichs Verlag(1994), München
https://de.wikipedia.org/wiki/Gonger
Gab auch mal einen Film dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Gonger_%E2%80%93_Das_B%C3%B6se_vergisst_nie