Messeberichte, Schicksalsstöcke

Gastbeitrag: Schwimmen mit Haien – Leipziger Buchmesse von Michaela Stadelmann

Schwimmen mit Haien: Leipziger BuchmesseEs ist jedes Jahr wieder spannend, Aussteller, Autoren und Besucher in den Messehallen aufeinanderprallen zu sehen. Im Grunde wollen alle nur das eine: Aufmerksamkeit! Doch es scheint, als ob manches Individuum diese Aufmerksamkeit um jeden Preis erzwingen will. Und so sorgen diese Krönchen der Schöpfung für Erinnerungen, von denen ich wohl noch meinen Ururururenkeln berichten werde.

Ich könnte nun stapelweise Beispiele von Begegnungen dieser Gruppierungen loslassen. Andererseits fördere ich damit nicht unbedingt das Verständnis füreinander, denn einer zieht bei solchen Vergleichen immer den Kürzeren.

Deshalb habe ich auch nur einen Tipp für alle: Seid nett zueinander!

Überlebensstrategie auf der Messe? Seid nett 😉 (Foto: Ela Schnittke)
So geht’s:

Sei bereits am Einlass nett. Drängel nicht und schrei vor allem nicht herum. Die anderen Besucher werden es dir danken.
Sei nett zum Messepersonal, das seinen Aufgaben mit großer Begeisterung nachkommt.
Sei nett, auch wenn der andere behauptet, der einzige gute Autor weit und breit zu sein und dein Buch für Müll hält. Solche Leute darfst du ignorieren, Hauptsache, du bleibst höflich.
Sei nett, wenn ein Aussteller sich gerade nicht alle Zeit der Welt für dein Exzerpt, deine Leseprobe, dein Exposé nehmen kann und dir stattdessen einen zerknitterten Verlagsflyer in die Hand drückt. Multitasking ist während der Messe eine ziemliche Herausforderung.
Sei vor allen Dingen so nett und mach dich nicht über die ausgestellten Bücher lustig, auch wenn du „schon seit Jahren in der Branche unterwegs“ bist und „mehr Ahnung hast als der Stümper da!“. Die Bücher hat der Herausgeber in stundenlanger Arbeit mit mehr oder weniger Geschick zusammengestellt. Diese Leistung ist grundsätzlich anzuerkennen.
Sei auch nett, wenn du Kritik anbringen möchtest.
Sei nett, wenn du in der Schlange vor dem Kaffeeausschank stehst und Cosplayer die umliegenden 5 Quadratmeter in ein knallbuntes, kicherndes, kreischendes, audiovisuelles Inferno verwandeln. Sie genießen die Messe auf ihre Art.
Sei nett und hör bei Vorträgen aufmerksam zu, statt mit deinem Nachbarn zu quatschen. Vorn auf dem Podium schwitzt sich nämlich jemand für Besucher wie dich die Seele aus dem Leib. Und die Stühle in den Vortragsbereichen wurden nicht als Ablagefläche für deine geschwollenen Füße aufgestellt.
Sei nett, indem du das Buch, das du dir gerade angeschaut hast, wieder ordentlich ins Regal stellst.
Bleib nett, wenn ein Anbieter deinem Wunsch nach einem kostenlosen Goodie nicht nachkommt. Vielleicht hat er keins, weil er sich keine Goodies leisten konnte. Vielleicht wollte er aber von vornherein nicht so viel Müll produzieren.
Sei weiterhin nett und nimm nicht einfach etwas mit, ohne dafür zu bezahlen. Die Bücher, die ausgestellt werden, haben eine Stange Geld gekostet. Diebstahl wird übrigens von der Messe-Leitung geahndet.
Den Nettigkeits-Höhepunkt erreichst du, wenn du davon absiehst, deinen Müll an Ständen zurückzulassen und auf die Sauberkeit deiner Schuhe achtest, bevor du den Stand betrittst. Zur absoluten Superspitze gehörst du, wenn du nicht mit Essen herumkleckerst und ein Auge auf jüngere Messebesucher in deiner Begleitung hast.

Und last but not least: Sei doch so nett und wechsel ein paar Worte mit den Standbetreibern. Sie haben sich mehrere Monate auf die Messe vorbereitet und brennen darauf, dich kennenzulernen!

Die Nornen findest du übrigens während der Leipziger Buchmesse in Halle 2 an Stand J303.
Wir freuen uns auf Euch!

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diandralinnemann
6 Jahre zuvor

Tihi … eine befreundete regelmäßige Messehelferin erzählt gelegentlich mit großer Begeisterung von C- bis Y-Berühmtheiten, die auf VIP-Behandlung mit Extra-Entourage, Absperrung und Security-Details bestehen. Das erinnert mich immer ein wenig an „Feld der Träume“ – diesen merkwürdigen Film aus den späten Achtzigern: „Baue es, und sie werden kommen“.

„Benimm dich wie ein Promi und di wirst einer …“