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#Nornenschuber „Kassandra“ im März

Unsere Lesechallenge unter dem Motto #HiddenFantastik geht weiter!

Im März haben wir zusammen „Kassandra“ von Christa Wolf gelesen.

Jol Rosenberg

Es ist schon einige Jahre her, dass ich Kassandra gelesen habe. Mein erstes Buch von Christa Wolf und ein Zufallsfund in einer Bücherverschenke-Kiste. Das Buch hat mich tief berührt, die Parallelen von Frauenschicksalen damals und heute und das tragische Schicksal von Kassandra. Damals hatte ich das Gefühl, nur einen Teil zu verstehen, aber das machte nichts. Spannend wäre, es heute nochmal zu lesen, aber meine Bibliothek hat immer noch zu und so muss es warten.

Roxane Bicker

Ich bin unentschieden, geradezu hin- und hergerissen, was ich von “Kassandra” halten soll. Unglaublich schwierig fand ich die Struktur, dass die wörtliche Rede immer im Fließtext eingebaut war, dass es keine Kapitel, Abschnitte gab, da hatte ich teils Schwierigkeiten zu folgen. Die Sprache war teils spröde, teils schön. Interessant fand ich die Ansätze zu “Sprache ist Macht” – wenn von Überfall statt Krieg gesprochen wird -, die immer wieder durchscheinen. Ebenso, dass sich Christa Wolf nicht für die übliche Helena-Legende entschieden hat, sondern sie in Ägypten ließ. Zusammengefasst kann man sagen, dass ich das Buch nicht unbedingt spannend fand, aber interessant. Es hat mich irgendwie gepackt. Ich müsste es wohl noch einmal lesen, um die ganze Tiefe zu erfassen, weiß aber nicht, ob ich das wirklich tue. Nebenbemerkung: ich habe gerade vorher “Song of Achilles” gelesen – die andere Seite des Krieges und was für ein Gegensatz!

Elenor Avelle

Mit Kassandra habe ich mich schwer getan. Zum einen erscheint es mir nicht wirklich fantastisch. Ob sie tatsächlich übernatürliche Fähigkeiten hat oder einfach eine andere Wahrnehmung der Welt als andere, ist nicht klar. Wir erleben die Vorgänge um den Trojanischen Krieg nur aus ihrer inneren Sicht. Und das war auch mein Hauptproblem mit dem Text, es ist als lese man die ungefilterten, unsortierten Gedanken. Dadurch tauchen plötzlich Elemente und Personen auf, die zuvor nicht erwähnt wurden, werden unter Umständen nicht erklärt. Die Gedanken springen teilweise auch zeitlich und thematisch ohne Hinweise. Zusätzlich dürfte es schwer sein sich in die Erzählung hineinzuversetzen, wenn die Geschichte von Troja und Griechenland nicht bekannt ist, da es jede Menge Namedropping gibt ohne Erklärung. Das macht es kompliziert, den Überblick zu behalten, wer wer ist und welche Bedeutung die Personen haben. Mir ging es nur selten so, da ich alle Namen kannte, aber Leser:innen, die sich bisher nicht für den Fall von Troia interessiert haben, werden nicht gut folgen können, denke ich.

Diandra Linnemann

Das schwierigste an “Kassandra” war für mich die sperrige Sprache – viele Wiederholungen, viele Attribute für die verschiedenen Personen. Außerdem nehme ich hart an, dass jemand, der die Originalsage besser kennt, mehr aus der Lektüre mitnimmt als ich jetzt zwischen Tür und Angel und mit … viiiiel Abstand zu meiner Sagenphase. Im Ernst, am Anfang dachte ich: “Wenn sie noch einmal “des Anchises Vater” schreibt, muss ich weinen” – aber im Verlauf der Erzählung tritt das hinter dem, was Kassandra erlebt, glücklicherweise doch in den Hintergrund.

Mich hat gereizt, dass viel, was geschieht, nur angedeutet oder nüchtern angerissen wird. Dadurch bleibt beim aufmerksamen Lesen viel Raum für Interpretation der Ereignisse, und ich als Leserin hatte die Gelegenheit, mir meine eigene zwiespältige Meinung zu vielen Dingen zu bilden.

Jasmin Engel

Erzählung passt schon ganz gut als Bezeichnung für “Kassandra”, denn die Hauptfigur erzählt durchgehend von ihrem bisherigen ereignisreichen Leben. Man liest also überwiegend einen Monolog.
Es hat eine Weile gedauert bis ich einigermaßen reingekommen bin und so völlig bin ich das wohl nie. Es hätte dem Buch nicht geschadet, wenn es doch etwas mehr in Abschnitte und Kapitel unterteilt worden wäre. Allerdings nehme ich an, dass dieser eine einzige Fluss an Erzählung so gewollt ist.
Sprachlich und stilistisch ist es bei “Kassandra” in meinen Augen ein Mix aus recht altertümlichen Ausdrucksweisen und harter, knapper Moderne. Man könnte sagen, das verbindet die Zeit, in der die Erzählung spielt mit der, in der sie geschrieben worden ist. Da ich sehr offen für ungewöhnlichen Schreibstil bin, empfand ich den von Christa Wolf auf Dauer zwar eigenwillig, aber interessant.
Die Hauptfigur Kassandra ist mir sympathisch. Doch es erfordert schon Ausdauer und guten Willen, das Buch fertig zu lesen. Ich weiß allerdings nicht, ob bei mir ein Grund dafür war, dass ich die Geschichte von Troia und Kassandra ohnehin bereits gut kenne, einige Romane gelesen habe, die sich darum drehen.

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