Unsere Lesechallenge unter dem Motto #HiddenFantastik geht weiter!
Im April haben wir zusammen „Circe“ von Madeline Miller gelesen.
Roxane Bicker
Circe war ein echtes Lesehighlight und ich habe am Ende geheult wie ein Schlosshund! Circe ist aus den meisten wohl nur als die Zauberin bekannt, die Odysseus auf ihrer Insel verhext und seine Männer in Schweine verwandelt hat – man kennt sie nur aus dem male gaze. Madeline Miller erzählt Circes ganze Lebensgeschichte – geboren als Tochter des Sonnengottes Helios, als Magiebegabte schließlich verbannt. Dabei begegnet sie eben nicht nur Odysseus, sondern allen wichtigen Gestalten der griechischen Mythologie. Wie schon bei Achilles versteht Miller es, dass sie Mythologie und Quasi-Historie zu einem Gesamtbild miteinander verbindet. Es ist ein wunderschönes Buch und während ich diese Zeilen schreibe, stelle ich fest, dass ich das Buch unbedingt nochmal lesen muss!
Catherine R. R. Snow
Ich hab als Kind schon die Geschichten der griechischen Mythologie geliebt. Als ich dann mit Circe begonnen habe, bin ich dem Zauber einmal mehr verfallen. Schon von Anfang an fieberte ich mit der von der Autorin so liebevoll und vielseitig beschriebenen Protagonistin mit und begleitete sie auf ihrem Weg, der zum Teil so steinig und tragisch war, dass ich mich an vielen Stellen wirklich zu fragen begann, warum sie das verdient hat. Das Buch, welches so mitreißend und aufregend geschrieben wurde, die darin enthaltenen Charaktere und der Schreibstil der Autorin haben mich dazu veranlasst, das Werk jedem zu empfehlen, der die griechische Mythologie schätzt und auch dem ein oder anderen Werk aus der Sparte Fantasy nicht abgeneigt ist.
Jol Rosenberg
Ich habe mich mit der Circe schwergetan. Anfangs langweilte ich mich, ich fand die Protagonistin so emotionslos und flach-naiv, dass ich sie nur schwer aushalten konnte. Aber dann hatte das Buch mich am Haken und die Spannung zog mich so sehr hinein, dass es zu einem Pageturner wurde. Leider ist der enthaltene Sexismus, der Circe nur wenige Handlungsmöglichkeiten lässt, für mich schwer auszuhalten und es gibt lange auch kaum Lichtblicke in dieser sehr düsteren Geschichte. Das Ende ist zum Glück nicht ganz so düster und hat mich etwas versöhnt. Eine ausführliche Rezension ist auf meiner Homepage zu lesen.
Jasmin Engel
„Ich bin Circe“ von Madeline Miller habe ich eigentlich schon letztes Jahr gelesen. Aber da es diesen Monat beim Fantastikschuber dran war, habe ich es noch einmal hergenommen und ein wenig reingelesen.
Schon das Cover fand ich sehr passend und ansprechend. Es ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Mit der griechischen Mythologie und Sagenwelt kenne ich mich aber ein bisschen aus und habe schon seit meiner Jugend Romane zu dem Thema gemocht. Die Geschichte aus der Perspektive von Circe zu erzählen und überhaupt einmal ihre Geschichte, ist eine großartige Idee.
Ich muss allerdings sagen, dass ich mir fast 100 Seiten lange schwer getan habe mit “Circe”. Für meinen Geschmack wird man gleich zu sehr mit unheimlich vielen Namen und Begriffen bombardiert. Die Personen hinter diesen Namen werden jedoch nicht so für die Lesenden beschrieben, dass man sich ein Bild von ihnen machen könnte. Auch ein bisschen trocken fand ich den Roman zunächst gestaltet. Es wurde nie länger bei einer Szene geblieben, Details gingen unter in meinen Augen.
Als Autorin musste ich daran denken, dass man bei Verlagen und Agenturen oft schon mit den ersten 20 Normseiten eines Manuskripts völlig überzeugen muss. Wie dieser Roman das konnte, verstehe ich persönlich nicht. Vielleicht musste er das nicht mehr so stark, da es nicht der erste Verlagsroman der Autorin war.ABER! Wenn man durchhält, findet man besser in die Geschichte und schließt auch die Hauptfigur Circe ins Herz. Die zweite Hälfte liest sich besser und ich wollte dann definitiv nicht mehr aufhören.
Diandra Linnemann
“Circe” hatte ich schon auf dem Schirm, aber zum Lesen war ich noch nicht gekommen. Auch mir ist diese Trennung in ihrem Leben aufgefallen – die streng patriarchalische, machtbasierte, hierarchische Gesellschaft der Titanen und Götter: Eine Hackordnung, in der Circe ganz am unteren Ende rangiert; und das Exil auf der Insel, wo Circe endlich aufblühen und zu sich selbst finden kann. Allerdings kann ich nicht sagen, dass diese Trennung mich hart gestört hätte, denn die Erfahrungen aus dem ersten Teil erklären viel von dem, was Circe im zweiten Teil erlebt und entscheidet. Ein wenig hat mich ihre Naivität genervt, schließlich sieht und erlebt sie all die furchtbaren Dinge aus der Nähe. Aber ich finde, das Buch zeigt gut, wie schnell Solidarität verloren geht, wenn Leute sich in prekären Situationen befinden oder keine Macht über das eigene Schicksal haben.
Insgesamt ist “Circe” es auf jeden Fall wert, gelesen zu werden – ob ich es irgendwann noch einmal lese, wird sich zeigen.
Tessa Maelle
Dieser Roman hat mich umgehauen. Inhaltlich und sprachlich. Ich habe ihn auf Englisch gelesen und fand seinen eleganten, etwas blumigen Stil sehr passend für solch einen mythischen Stoff. Ich mag das. Circes Geschichte aus der Sicht einer Frau zu schildern, ist eine tolle Idee, lassen sich doch all die männlichen Helden einmal ganz anders darstellen als nur in ihren Machoposen. Wirklich schwere Kost, war die Ausweglosigkeit, in der sich letztlich alle Frauenfiguren befanden. Ob Mensch, Nymphe oder Göttin. Ob gehorsam, aufmüpfig oder bösartig. Am Ende kämpften sie alle auf verlorenem Posten, nur, wenn sie sich gegenseitig unterstützten, gab es zumindest einen Lichtblick am Horizont. Vielleicht ist es das, was an Circe so bewegt. Wenn ich an das Ende denken, steigen mir schon wieder die Tränen in die Augen.
Elenor Avelle
Ich habe mich mit dem Buch schwer getan. Es auf englisch zu lesen, weil ich es versehentlich nicht in deutsch gekauft habe, war kein Hindernis. Das ging erstaunlich gut. Leider war der komplette erste Teil ein einziges Trauerspiel von Demütigung, Nötigung und Alternativlosigkeit. Die Götter und Titanen sind durchweg ein egoistisches, sadistisches Pack, die Handlung ein anhaltender Tiefpunkt. Nicht einmal als Circe auf ihre einsame Insel kam – was meiner Meinung das Beste ist, was ihr passieren konnte – hatte sie wirklich Ruhe. Es kostet Mühe durchzuhalten, die Gewalt und Schmach zu ertragen, bis zum Schluss, der mich mit der Geschichte versöhnt hat. Aber noch einmal lesen, würde ich das Buch nicht.
Eva-Maria Obermann
Für mich ist “Circe” eines der großartigsten Bücher, die ich je gelesen habe. Ich liebe Mythologie, besonders die griechische. Anfang war ich etwas irritiert von der Figur, die Circe darstellt. Sie ist zu Beginn sehr naiv, hinterfragt wenig und ist dennoch immer eine Außenseiterin. Circes Weg zu sich selbst ist einer, der viel Leid kennt, viel Schreckliches. Immer wieder muss sie aufstehen und trifft neue Entscheidungen. Sie macht nicht einfach nur weiter, sie bricht – mit sich selbst und der Welt um sich herum – geht neue Wege und beeinflusst dabei so vieles. Circe ist keine klassische Heldin, sie erfährt mehrere elementare Entwicklungen, die sie immer weiter formen. Ein spannender Entwicklungsroman, der daneben so viele Ebenen beinhaltet, über Feminismus, Mutterschaft, Liebe und Familie hinaus.