Schicksalsstöcke

Wann haben Autoren eigenentlich frei von Laura Kier

Frei? Was ist das? Kann man das … Die Frage, wann Autoren frei haben, ist überaus spannend. Ich** selbst bin nämlich seit längerem auf der Suche nach einer Antwort. »Frei haben« ist in meinen Augen auch eine Frage der Definition. Deshalb möchte ich mich einer möglichen Antwort aus zwei Richtungen nähern.

  1. Weg: Schreiben ist doch eh nur ein Hobby

Für Manche vielleicht. Für Außenstehende bestimmt. Für Autoren? Viele sehen das Schreiben von Romanen, Kurzgeschichten und anderen Texten zwar als einen angenehmen Aspekt der Freizeitgestaltung an, aber das heißt noch lange nicht, dass sie nur halbherzig schreiben würden. Ich kenne mehrere Autoren, die neben ihrem Brotjob ihre gesamte Freizeit nutzen, um Bücher zu veröffentlichen und ihren Weg zu finden. Ist das dann noch Freizeit? Je nachdem, wie man es sieht.

Schreiben mit Leidenschaft – wer braucht da Freizeit?

Texte schreiben macht Spaß, aber es ist auch harte Arbeit. Nicht immer wollen die Charaktere, wie wir wollen, ein Roman wird zum Teil mehrfach überarbeitet und dann gibt es auch noch unliebsame Dinge wie Schreibblockaden, Selbstzweifel und niederschmetternde Rezensionen. Hier ist der Pfad zwischen Freizeitaktivität und Arbeit sehr schmal. Aber ist alles, was Spaß macht auch gleichzusetzen mit Freizeit und »frei haben«?

  1. Weg: Freizeit beginnt da, wo etwas Spaß macht

Finde ich nicht. Nur weil mir mein Beruf Spaß macht, heißt es nicht, dass ich deshalb den ganzen Tag freie Zeit oder nichts zu tun hätte. Ganz im Gegenteil. Ich weiß meinen Tag sehr gut zu füllen (meine To-do-Liste wird niemals leer) und das heißt, ich muss ganz klare Prioritäten setzen. Texte wollen geschrieben und überarbeitet werden. Leser freuen sich über Rückmeldungen, die Social-Media-Kanäle sollen mit Inhalten bestückt werden und als Selfpublisher warten auf mich noch diverse andere Aufgaben, wie Bücher zur Veröffentlichung vorbereiten (Satz für Print-Exemplare, eBooks, Cover …), Informationen zu Distributoren vergleichen, rechtlich auf dem Laufenden bleiben und vieles, vieles mehr. Es ist harte Arbeit, aber es macht auch Spaß.

Ich bin jemand, der viel Abwechslung braucht und gerade deshalb liebe ich es, als Selfpublisher Bücher zu veröffentlichen. Es gibt so viele bunte Aufgaben und unterschiedlichste Fähigkeiten (Kreativität, technisches Wissen, biologisches Fachwissen …), die ich einsetzen kann. Dadurch habe ich noch einen weiteren Vorteil: Ich kann frei entscheiden, wann ich was mache und dadurch die jeweiligen Aufgaben an meine Tagesverfassung anpassen (für mich als chronisch Erkrankte die einzige Chance, auf eigenen Beinen zu stehen).

Kann Arbeit auch Freizeit sein? Für Autoren manchmal schon (Foto: Laura Kier)
Eine mögliche Antwort?

»Frei haben« wie ich es als Softwareentwicklerin nach der Arbeit oder im Urlaub kannte, habe ich als Autorin nie. Mein ganzes Leben dreht sich um Bücher. Entweder lese ich, denke über Ideen nach oder arbeite an deren Umsetzung. Bei einer Wanderung nehme ich neue Inspiration auf, im Café beobachte ich Menschen, um mehr über meine Charaktere zu lernen, und bei der Gartenarbeit kommen mir sowieso die besten Gedanken, um Plotprobleme zu lösen. In der Hinsicht habe ich nie »frei«. Aber ich kann unabhängig entscheiden, wann ich was tue und wie ich alles in meinen Tagesablauf integriere. Dazu kommt, dass ich meinen Arbeitsplatz selbst wählen kann. Einer meiner Lieblingsorte ist da definitiv unsere Terrasse.

Diese Freiheiten sind mir wichtiger, als nach acht Stunden Arbeitszeit den Stift fallen zu lassen und nach Hause zu gehen.

**Autorin des Beitrags ist Laura Kier

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