Schicksalsstöcke

Facebook als Autorin oder Autor nutzen

Lange Zeit war Facebook eine der beliebtesten Plattformen für Eigenwerbung. Durch die verschiedensten Änderungen an den Algorithmen (z.B. bevorzugt private Profile in der Timeline) wird die Nutzbarkeit allerdings immer mehr eingeschränkt.

Facebook mag ein breites Spektrum bieten und die Möglichkeit mit vielen zu kommunizieren, das Schwierigste an der Arbeit mit einer Facebook-Seite ist jedoch die Reichweite. Sobald man ein paar Tage nichts veröffentlicht hat, wird die Anzeigewahrscheinlichkeit der eigenen Beiträge bei den Followern drastisch reduziert.

Möglichkeiten auf Facebook zu interagieren

Seiten:

Neben dem Privatprofil hat jede*r FB-Nutzer die Möglichkeit sich eine Seite anzulegen. Sei es für die Autorentätigkeit oder das eigene Unternehmen. Hier kann man gezielt für sich und seine Arbeit werben, Beiträge, Bilder und Links teilen, Veranstaltungen anlegen oder Gruppen erstellen und darüber mit den Followern interagieren.

Hier kommt die oben genannte Reichweite am ehesten zu tragen, denn mittlerweile gibt es das Problem, dass der Timeline-Algorithmus, also das, was einem im Privatprofil angezeigt wird, gegen Seiten spielt. Viel häufiger als Beiträge von Seiten, die man geliked hat, erscheinen Beiträge von Privatprofilen, mit denen man befreundet ist.
Außerdem ist es schwer als Seite zu interagieren. Man kann zwar als Seite kommentieren, muss dies allerdings explizit einstellen und bekommt oft auch keine Benachrichtigung, wenn jemand auf das Kommentierte reagiert hat.
Zudem wird beim Teilen von Links oder Beiträgen anderer Nutzer, die Reichweite geringer berechnet, als wenn man selbst etwas schreibt und den Link zu externen Sachen in die Kommentare steckt.

Gruppen:

Gruppen auf Facebook dienen dazu sich mit gleichgesinnten direkt über ein Thema auszutauschen. Hier wird ein Beitrag erstellt und kann dann von allen Gruppenteilnehmern kommentiert werden.

Gruppen eignen sich auch gut bis semi-gut für die Planung von Aktionen mit anderen Autor*innen oder Blogger*innen. Denn hier kann man in Dokumenten und Beiträgen festhalten, wer was wann beisteuern soll.

Dies funktioniert meist auch nur über das Privatprofil. Es gibt zwar Gruppen, die auch Kommentare von Seiten zulassen, aber das ist eher selten, wenn man nicht explizit mit der Seite als Admin oder Redakteur der Gruppe (z.B. bei selbst angelegten) freigeschaltet ist.

Veranstaltungen:

Will man seinen Followern die Möglichkeit geben, sich in ihren FB-Kalender einzutragen, wann man das nächste mal eine Lesung hat – oder sonst eine tolle Aktion – dann kann man dafür eine Veranstaltung anlegen (z.B. unser Talk auf der LBM), in der auch Seiten als Veranstalter mit eingetragen werden können. Ist eine Seite Mitveranstalter, dann kann man unter diesem Namen Beiträge einstellen und kommentieren. Zusätzlich wird die Veranstaltung auf der Seite angezeigt.

Einige Autor*innen nutzen FB-Veranstaltungen für Release Parties, z.B. Norne Nora Bendzko und ihre #HexensoldProzesse, oder auch für Lesungen, wie u.a. unsere Seraph-nominierten Nornen bei #WeAreTheDark am 24. Februar.

Allerdings heißt das leider nicht, dass man selbst automatisch als “Teilnehmer” der Veranstaltung angezeigt wird. Um es in den eigenen Kalender zu bekommen muss man mit dem Privatprofil nochmal zusätzlich “Zusagen”.

Und natürlich sollte man darauf achten, dass die Teilnehmer auch ein bisschen für die Veranstaltung angeheizt werden, d.h. man muss zusätzlich Beiträge planen und vorbereiten, die im Vorfeld in die Veranstaltung geteilt werden können.

Hinzu kommen noch ein paar andere Problemchen, über die einige unserer Nornen berichten.

Anne Zandt: Für meinen Märchensommer (der diesen Juni in die dritte Runde geht) hatte ich im vergangenen Jahr eine Aktion geplant, die nur auf Facebook stattfand. Es sollten auf verschiedenen Seiten Beiträge zur gleichen Uhrzeit veröffentlicht und dann über ein darin enthaltenes Hashtag gesucht werden.

Problem: Es funktionierte nicht.

Der Algorithmus von FB ließ es einfach nicht zu, dass alle Beiträge in der Suche angezeigt wurden, wenn man auf den Hashtag klickte. Es wurden immer nur ein bis drei von dreizehn Stationen angezeigt, wenn überhaupt.

Dementsprechend war die Aktion – trotz späterer Hilfestellung – ein ziemlicher Flopp, dabei hätte es so gut werden können.

Was ich persönlich auch anstrengend finde ist die Verlinkung. Als Autorin, die unter ihrem Realnamen veröffentlicht und unter diesem auch bei FB angemeldet ist, kommt es sehr häufig vor, dass in Beiträgen, in denen ich erwähnt werde, nicht meine Seite, sondern mein Privatprofil verlinkt wird. Unpraktisch für die Leser, denn da schreibe ich nichts Öffentliches. Von anderen Nornen weiß ich, dass es ihnen ähnlich geht. Technisch ist das leider nicht immer zu vermeiden, aber bitte liebe Facebook Menschen:

Wenn euch angezeigt wird:

Name mit Untertitel Wohnort und Name mit Untertitel XXX gefällt das, dann nehmt bitte das mit den Gefällt-Mir-Angaben! Denn das ist das Profil in das wir Autor*innen unsere ganze Mühe und Arbeit stecken!

Katherina Ushachov: Dass oft das Privatprofil statt der Seite verlinkt wird, hat zusätzliche Nachteile. Ich veranstalte sehr selten Gewinnspiele – aber wenn ich es tue, werde ich grundsätzlich mehrmals falsch verlinkt. Das führt dazu, dass Leute, die beim Gewinnspiel teilnehmen wollen, mir Freundschaftsanfragen schicken. Verständlich – denn wenn in den Bedingungen steht, dass man als Voraussetzung für die Teilnahme die Seite der Autorin liken soll, aber stattdessen ein Profil angegeben wird, interagiert man eben mit dem, was da ist. Dadurch habe ich gerne mal an einem Tag fünf bis zehn Anfragen von Leuten, denen ich dann mühsam den Weg zu meiner Seite zeigen muss. (Dass ich bei Facebook regelmäßig Freundschaftsanfragen von anderen Autor*innen erhalte, mit denen ich nie ein Wort gesprochen habe und bei denen ich nicht weiß, was die von mir wollen, ist eine andere Geschichte …)
Interessanterweise ist das ein Fehler, der auch anderen Autor*innen oft und gerne unterläuft. Bestimmt kennt ihr alle Aktionen wie #7lines, bei denen ihr die (ersten) sieben Zeilen oder Sätze eures Buches vorzeigen sollt. Ich mag Tags. Ich mag es wirklich, von Kolleg*innen getaggt zu werden und bei solchen Sachen mitzumachen. Mühsam wird es, wenn mein Privatprofil markiert wird statt meiner Seite. Denn dann verfehlt die Aktion ihren Sinn – schließlich geht es darum, durch das Taggen die eigenen Leser*innen zu coolen Kolleg*innen zu lotsen und somit einander ein bisschen bekannter zu machen. Wenn aber die Kette bei mir abbricht, weil statt meiner gut bespielten Seite (nun ja, meist *hust*) mein vollkommen unbenutztes Privatprofil markiert wird, finden Leser*innen dort nichts Interessantes vor. Ich kann den Tag trotzdem auf meiner Seite machen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er gefunden, gelesen und als Schnuppereinstieg in meinen Schreibstil angenommen wird, sinkt.

Britta Redweik: Ich bin noch über ein weiteres Problem gestolpert bei Facebook. Ich schreibe unter Pseudonym, was heißt, dass ich zwei ‘private’ Profile habe. Über das eine verwalte ich auch die Seite meines Buchblogs, über das andere meine Autorinnenseite. Dadurch, dass ich mit dem Buchblog aber nun schon so lange im Netz unterwegs bin, und man dadurch eben auch die Privatperson dahinter kennt, fragen mich selbst die, die mich jetzt erst über Twitter und andere Stellen kennen lernen, immer als Privatperson an und liken höchstens den Buchblog. Teile ich mit dem Privatprofil meines Klarnamens die Posts meiner Autorinnenseite, kriegt sie nicht etwa mehr Follower, sondern die Leute interagieren mit meinem Privatprofil mit Klarnamen. In über einem Jahr habe ich so gerade zwei Follower meiner Autorenseite gefunden. Und das, obwohl meine Beiträge durchaus nicht so sehr versanden. Familie und Freunde interagieren damit. Aber eben immer nur, wenn der Klarname sie teilt.

Ich weiß, DASS ich irgendetwas falsch mache. Aber ich weiß noch nicht genau, was. Ich muss mich damit vielleicht noch einmal eindringlicher beschäftigen, merke aber, dass Twitter bisher einfach besser funktioniert. Dort werde ich sogar gefunden, während ich bei Facebook selbst die Interessierten nicht dorthin umgeleitet kriege, wo ich sie gern hätte. (Und Facebook hat, wenn man mit zwei Profilen arbeitet, noch ein Problem: Man braucht zwei Browser. Wenn es auf die Idee kommt, dass man die gleiche Person ist, löscht es einem das neuere Profil. Schon ziemlich suboptimal.)

Fazit

Facebook ist anstrengend. Es lohnt sich nach wie vor, weil dort die meisten Buchmenschen zu finden sind und weil sehr viele Dinge über Facebookgruppen und Veranstaltungen organisiert werden. Ohne Facebook ist man nicht dabei. Aber durch die technischen Einschränkungen wird es immer schwieriger, dort aktiv mit der eigenen Seite etwas zu reißen.

Aber als Gemeinschaft kann man da weitaus mehr bewegen, als alleine – nicht wahr? Und auch wir vom Nornennetzwerk bewegen als Gemeinschaft. Wenn du uns live treffen möchtest: Wir sind demnächst auf der Leipziger Buchmesse 2019 zu finden (Standnummer K309 in Halle 2/ #lbm19 und #NNLBM).


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