Ein Cover wird in Photoshop gebaut
Schicksalsstöcke

Gastbeitrag: Ein Bild von einem Buch – Tipps zum Coverdesign von Esther Wagner

„Luke, unterschätze niemals die Macht eines Buchcovers!“
Ein gutes Cover ist das Aushängeschild einer Geschichte. Es ist das erste, was ein Leser von dem Buch sieht. Es ist zugleich Teaser, Markenzeichen, Schmuckstück und Grundlage für das visuelle Marketing. Und trotzdem sparen viele Selfpublisher an dieser Stelle – weil sie nicht bereit sind, Geld in einen guten Designer zu investieren oder weil es das Budget einfach nicht hergibt.

Verschiedene Wege führen zum Cover:

  1. einen professionellen Designer engagieren, dessen Portfolio euch gefällt
    Pro: Professionelle Arbeit – Kontra: (vergleichsweise) teuer
  2. eine Ausschreibung bei 99designs oder designenlassen.de machen
    Pro: im Idealfall mehrere gute Designs zur Auswahl, Festpreis – Kontra: nicht ganz billig, Zeit in ein gutes Briefing investieren
  3. einen Hobbydesigner engagieren
    Pro: vergleichsweise günstig – Kontra: keine Garantie für Qualität und professionelle Abwicklung (z.B. beim Thema Bildrechte)
  4. ein Premade kaufen
    Pro: vergleichsweise günstig – Kontra: Stangenware
  5. selber machen
    Pro: günstig bis kostenneutral – Kontra: kostet viel Arbeit und Nerven, ihr braucht Designkenntnisse

Gleich vorab: Wenn ihr nicht regelmäßig Grafiken baut oder Illustrationen zeichnet, vergesst Punkt 5. Ehrlich! Tut es euch und eurem Buch nicht an. Ihr steckt sonst verdammt viel Zeit, Nerven und Herzblut in ein Projekt, bei dem am Ende höchstens ein mittelmäßiges Ergebnis herauskommt. Macht euch Gedanken, informiert euch über gutes Coverdesign, aber überlasst die Umsetzung jemand anderem. Ihr seid Autor*innen. Niemand verlangt, dass ihr alles selbst macht. Und wenn ihr es euch irgendwie leisten könnt, engagiert einen Profi. Eine gute Geschichte verdient ein richtig gutes Cover. Und ihr unterstützt einen Künstlerkollegen, der damit seine Brötchen verdient.

Aber egal, ob ihr selbst designt oder ein Cover einkauft: Hier sind ein paar Tipps, die euch beim Design, beim Briefing und bei der Abnahme helfen.

* Das Titelbild dieses Beitrags ist übrigens KEIN Beispiel für gutes Coverdesign, sondern wurde in fünf Minuten hingeklatscht 😉 So bitte nicht!

Marktanalyse

Behaltet eure Zielgruppe im Auge. Was gefällt ihr? Was ist ein No-Go? Welche Genrekonventionen gibt es? Welche Trends erkennt ihr? Schaut euch Bestsellerlisten und Trendreports an. Es ist keine Schande, sich inspirieren zu lassen und sein Buch modisch einzukleiden 🙂 Aber auch, wenn ihr mit Konventionen brechen wollt, müsst ihr sie zuerst kennen. Deshalb ist es wichtig, den Markt zu zu beobachten.

Bildersuche

Investiert genug Zeit in die Suche nach passendem Bildmaterial – es sei denn, ihr zeichnet eigene Illustrationen. Die Bildrecherche ist einer der zeitaufwändigsten Schritte im Coverdesign. Gebt euch nicht mit der erstbesten Ballkleid-Dame zufrieden. Es ist hilfreich, wenn ihr vor der Suche klare Vorstellungen habt, wie euer Covermotiv aussehen soll. Aber bleibt offen für Alternativen, falls ihr nichts Passendes findet – oder während der Recherche dem grafischen Äquivalent eines genialen Plotbunnys über den Weg lauft 😉 Überlegt euch gute Schlagwörter, nach denen ihr sucht. Bleibt nicht zu allgemein, sonst findet ihr auf den ersten Plätzen nur die 0815-Bilder, die schon tausendmal verwendet wurden. Und blättert mehr als drei Seiten Suchergebnisse durch.

Bildauflösung

Nehmt immer die höchste Auflösung, wenn ihr Stockphotos kauft oder herunterladet. Achtet bei kostenlosen Fotos darauf, ob sie tatsächlich hochauflösend vorliegen. Und wenn ihr euer Cover erstellt, legt es in Druckqualität an – 300 dpi, ausreichende Größe. Auch wenn ihr erst mal nur eine Veröffentlichung als EBook plant. Vielleicht wollt ihr doch irgendwann eine Print-Edition veröffentlichen? Oder ihr wollt Plakate und Giveaways mit dem Covermotiv drucken lassen? Wenn ihr das Cover dann nur in Webauflösung vorliegen habt, ärgert ihr euch.

Bildrechte

Ein ganz wichtiges und nicht ganz einfaches Thema sind Bildrechte. Bei Buchcovern ist das noch einmal komplizierter als bei Blogposts. Da die Bücher nicht kostenlos abrufbar sind, fallen viele Bilder unter CC-Lizenz weg. Schaut euch in jedem Fall – auch bei gekauften Bildern – die Lizenz genau an: darf das Bild bearbeitet, verfremdet und in kostenpflichtigen Publikationen verwendet werden? Vorsicht ist bei kostenlosen Stockphotos geboten: Es gibt immer wieder Fälle, dass Anbieter fremde Fotos hochladen und als ihre eigenen ausgeben. Auf den ersten Blick ist das nicht ersichtlich. Speichert das Bild, ladet es in der Google Bildersuche hoch und checkt die Suchergebnisse auf Ungereimtheiten.

Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, investiert ein paar Euro und kauft eure Bilder bei Microstock-Agenturen wie Fotolia, Imago und co.

Komposition

  • Vielleicht findet ihr ein Motiv, das genau zu euren Vorstellungen passt und auch von den Bildrechten her unproblematisch ist. Ihr solltet es trotzdem nicht einfach in seiner Urform verwenden, sondern in eine Bildkomposition einbauen – auch wenn es schon perfekt erscheint. Je näher es am Original bleibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass euer Covermotiv euch an anderer Stelle wieder begegnet – vielleicht sogar in einem Kontext, mit dem ihr lieber nichts zu tun haben wollt.
  • Weniger ist oft mehr. In den meisten Fällen funktioniert es, sich auf ein Hauptmotiv zu konzentrieren, statt in jeder Ecke des Covers liebevoll detaillierte Motivchen unterzubringen.
  • Achtet auf eine stimmige Bildkomposition.
  • Schaut euch an, ob das Cover als winziger Thumbnail genauso gut funktioniert wie im Druckformat.
  • Gestaltet ein Covermotiv, das ihr gut in andere Formate bringen könnt. Damit spart ihr euch Nerven, wenn ihr z.B. Plakate, Postkarten, Blogheader, Lesezeichen, Werbebanner etc. daraus bauen wollt. Oder wenn ihr mal zusätzlich zum Taschenbuch eine Hardcover-Ausgabe drucken lasst.
  • Lasst keine wichtigen Bildelemente bis zu den Rändern laufen. Sie werden gefalzt und beschnitten und selbst wenn ihr euch genau an die Druckvorgaben haltet, gibt es immer Abweichungen.
  • Trotzdem: Achtet bei den Maßen genau auf die Druckvorgaben eures Anbieters.
  • Denkt bei der Bildkomposition daran, dass noch Text auf euer Cover muss. Lasst dafür an den richtigen Stellen Platz. Man baut gerne mal wunderschöne Grafiken, die sich in einem Bilderrahmen gut machen würden, aber als Cover ungeeignet sind 😉

Freistellen und Blending

Investiert Zeit und Nerven in das Freistellen eurer Motive. Nachlässig freigestellte Bildelemente sehen immer unprofessionell aus. Nehmt Bildmaterial, das sich gut freistellen lässt oder schon ausgeschnitten ist. Aber auch ein perfekter Freisteller macht noch kein gutes Motiv. Er muss nahtlos in die Gesamtkomposition eingebunden werden. Spielt mit Ebenen, Blending, Weichzeichner, Farb- und Belichtungskorrektur.

Farben und Kontraste

  • Farben sind wichtig. Vielleicht wichtiger als das Motiv selbst. Sie fallen als erstes ins Auge. SIe schaffen Atmosphäre und können ein Bild genauso gut retten wie zerstören.
  • Achtet darauf, dass die Farben zu eurer Geschichte passen.
  • Kalibriert euren Bildschirm, damit er die Farben so originalgetreu wie möglich wiedergibt.
  • Setzt gute Farb- und Helligkeitskontraste, besonders beim Titel.
  • Vermeidet Kombinationen, die Farbfehlsichtigen oder Menschen mit anderen Sehschwächen Probleme bereiten können.
  • Schaut euch das Cover in Graustufen an, um zu sehen, ob die Kontraste passen. So stellt ihr sicher, dass es auch auf monochromen Readern gut aussieht und von Menschen mit Sehschwäche leserlich ist.

Titel und Text

  • Verwendet gut lesbare Schriftarten.
  • Achtet auf die Rechte, wenn ihr einen kostenlosen Font runterladet. Viele dürfen in der Gratisversion nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden.
  • Kombiniert nicht zu viele Schriftarten und Schriftschnitte miteinander.
  • Nur der Vollständigkeit halber: Nie, nie, NIEMALS ist es gerechtfertigt, irgendwo auf einem Cover Comic Sans zu benutzen 😉

„Korrektorat“

Lasst mehrere Leute über euren Entwurf schauen – am besten eine Mischung aus Fachleuten und (potenziellen) Lesern. Man wird beim Coverdesign genauso betriebsblind wie beim Schreiben. Und es gibt unendlich viele Fehlerquellen. Ein paar Beispiele:

  • Tippfehler im Titel
  • Autorenname vergessen
  • Das Cover ist zu dunkel, weil euer Bildschirm falsch kalibriert war
  • Ein Stück Hintergrund wurde beim Freistellen vergessen
  • Ein verworfenes Bildelement schwebt noch irgendwo rum, weil es versehentlich wieder sichtbar geklickt wurde
  • Bei der Farbkorrektur sind komische Sachen passiert
  • Die Titelfigur hat nach der Bildmontage drei Arme
  • Ein magischer Dolch sieht in Thumbnailgröße aus wie ein Penis

Noch ein Tipp: Wenn ihr mit eurem eigenen Entwurf doch nicht zufrieden seid, wendet euch damit an einen Designer eurer Wahl. Die einen mögen solche detaillierten Briefings, die anderen hassen sie abgrundtief. Vielleicht habt ihr Glück und könnt ein paar Kosten sparen, weil ihr keine unterschiedlichen Entwürfe zur Auswahl braucht und schon alle benötigten Stockphotos mitbringt.

Auch wenn ihr viel Arbeit in ein handgemachtes Cover gesteckt habt: Seid ehrlich zu euch selbst. Wenn es nicht gut genug ist, lasst es neu machen! Sonst seid ihr ewig unzufrieden.

 

Ein Beitrag von Esther Wagner alias Kirana

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Tiphaine
6 Jahre zuvor

toller Beitrag: kein Wort zuviel und trotzdem alles drin! Paradebeispiel für gut geschriebenen Sachtext – Danke!