Schicksalsstöcke

Writers on Writers -Folge 7- Stella Delaney und Anne Zandt

Die Aktion „Writers on Writers“ orientiert sich an dem YouTube-Format „actors on actors“ des Variety Magazins, USA.

Es geht um ein Gespräch auf Augenhöhe. Zwei Autoren unterhalten sich über ihr Handwerk, über Schwierigkeiten in den Projekten, über Zweifel oder Unsicherheiten. Anders als bei einem fragenden Reporter wirkt das Gespräch durch die Gegenseitigkeit intimer und natürlicher. Man erhält Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Bücher und Tipps und Tricks.

Kurz gesagt, es geht um:

Zwei Nornen im Gespräch, ihre Projekte, ihr Werdegang und die immer wiederkehrende Frage „Wie machst du das eigentlich?“

In Folge 7 unterhalten sich Stella Delaney und Anne Zandt

Ein Transkript findet ihr unter dem Link zum Video.

Viel Spaß beim Hören!

Transkript:

Oben Titel Writers on Writers, darunter links Foto von Stella Delaney, Mitte das Nornennetz-Logo, rechts Foto von Anne Zandt. Darunter jeweils ihre Namen und "Nornennetz Edition"

[Musik]Writers on Writers: Eine Aktion vom Nornennetz

Diesen Monat im Gespräch: Stella Delaney und Anne Zandt[Musik]

AZ: Willkommen bei einer weiteren Folge Writers on Writers. Ich bin Anne Zandt Autorin und Bloggerin und freue mich heute mit der wunderbaren Stella Delaney zu sprechen.

SD: Ich bin Stella Delaney und da ich jetzt gerade hier mit meiner wunderbaren Gesprächspartnerin heute da bin und ich schon kenne, aber ihr sie vielleicht noch nicht, darf ich ganz kurz fragen: Stell dich doch mal vor in ein paar Stichworten. Was müsste man über dich wissen?

AZ: Über mich wissen, sollte man am ehesten, dass ich Märchen mag, und faszinierend finde. Ich bin ein Nerd in vielerlei Hinsicht und ich bin Metaler.

SZ: Also Nerd, Metal und Märchen! Das ist doch schon mal N-M-M.

AZ: Genau!

SD: Das ist doch wunderbar und ich kenne dich und viele da draußen kennen dich vielleicht auch als Veranstalterin des Märchenssommers. Du hast ja Märchen auch schon als Stichpunkt genannt. Jetzt kann man ja sagen, “Eeew Märchen! Das ist doch was für kleine Kinder!”Was fasziniert dich denn genau da dran?

AZ: *seufzt* Ich kann es gar nicht so genau sagen. Also wir hatten ja schon in unserem Subgenrevideos eine Episode zu Märchenadaption, wo ich auch mit dabei war. Da könnt ihr dann die Antworten ein bisschen ausführlicher noch hören. Aber an sich in der Kurzfassung ist es einfach diese Zeitlosigkeit und das du es halt in alle möglichen Szenarien halt übertragen kannst.

Du hast ja selbst auch ein bisschen eine Märchenadaption oder zumindest eine angehauchte Märchenadaption geschrieben in einem deiner Werke.

SD: Ja, ganz leicht. Ich trau mich immer nicht ganz das als Märchenadaption zu vermarkten damit dann der Leser nicht wirklich so eine Voll-Adaption erwartet.

AZ: Aber im Leuchten am Rande des Abgrundes hast du trotzdem Elemente aus ‘die kleine Meerjungfrau’ –

SD: Genau!

AZ: mit eingebaut. In eine dystopische Welt.

SD: Ganz genau es geht im Leuchten am Rande des Abgrunds auch jetzt nicht ganz so sehr um Märchen sondern es geht einfach ums Geschichtenerzählen, weil die beiden Protagonisten nähern sich letztlich dadurch an dass sie beide eine ganz ganz große Liebe für Geschichten haben und Literatur. Ganz verschiedene Werke eigentlich. Und das in einer Zeit, wo Literatur eigentlich keine Bedeutung mehr hat. Wo es so ein bisschen als naja wenn man sich es leisten kann vielleicht ganz amüsant mal eben aber nicht mehr als essentiell und lebenswichtig angesehen wird und da kommen dann wirklich ganz verschiedene Werke so vor unter anderem auch Mary Shelleys Frankenstein und das Märchen eben von der kleinen Meerjungfrau so als ein Element wobei ich aber schon auch einräumen muss dass es eigentlich ein wichtiges Element ist, weil vor allem wenn man dann das Ende meines Romans kennt.

Und hast du eigentlich ein Lieblingsmärchen so als Märchenexpertin?

AZ: Ein bisschen also ich habe mittlerweile eine Vorliebe für ‘Der Meisterdieb’ und ‘Die kluge Bauerntochter’ entwickelt weil da beide die Menschen so schön clever darin sind

SD: Und du schreibst auch dann selber nicht nur im Bereich Märchenadaptionen sondern du bist auch in anderen Genres unterwegs.

AZ: Eher umgedreht ich habe bisher tatsächlich nur eine richtige Märchenadaption, geschrieben was eigentlich eine Fortsetzung des ‘Rattenfängers von Hameln’ ist, der im April im Fantast erschienen ist und ansonsten baue ich angeblich märchenhafte Elemente in meine Geschichten ein, aber es ist doch eher Urban-Fantasy als irgendwas märchenhaftes.

SD: Das finde ich schon spannend. Urban-Fantasy da muss ich auch gleich wieder an dein aktuelles Werk denken den ‚Neubrandenwolf’

AZ: Jaaa.

SD: Ist das so im Moment das worauf du dich konzentrierst oder machst du mehrere Sachen parallel?

AZ: Ich darf nichts anderes machen *lacht*

SD: Die Fans zwingen dich! Siehste, das Buch ist noch nicht einmal erschienen und schon ist der Druck der Fans da.

AZ: Zumindest derjenigen die mich dazu bringen wollen, das endlich zu beenden

SD: Ja das ist doch super und kannst du dir auch vorstellen dann irgendwann auch mal genretechnisch in einem anderen Genre unterwegs zu sein oder ist so Märchenadaption und Urban-Fantasy so das wo du dich in Zukunft auch bewegen wirst?

AZ: Ich weiß nicht, ob das spontan irgendwann vielleicht mal passiert, aber momentan habe ich einfach- ich kann nicht mal realistisch viel schreiben – also die Geschichten, wo ich tatsächlich rein realistisch – ohne irgendwelche magischen Elemente drin habe sind so selten bei mir dass ich mir nicht sicher bin, ob ich es schaffe das komplett irgendwie raus zu lassen ohne dass irgendwie zu sein – du bist ja jemand, der schon eher zwischen den Genres wandelt. Du hast ja Dystopien, du hast Fantastik, du hast Krimis alles auch mehrere auch schon mit Preisen und in Anthologien- also du hast ja einiges schon vorgelegt

SD: Ja das ist lieb, dass das so erwähnst, also das ist immer was mich selber sehr, sehr überrascht hat und es war vor allem auch eigentlich immer wenn es ’nen Preis gegeben hat etwas wo ich dachte das fliegt völlig unter dem Radar und da liest doch fast niemand außer vielleicht vier fünf Leute die es interessiert. Also das hat mich wirklich immer selber am meisten überrascht, wenn da mal irgendwas geklappt hat und ich muss schon sagen ich verstehe das auch was du sagst, dass mit eben diese breite Spielwiese der Fantastik, dass man da so viel Freiheiten hat was man machen kann und trotzdem hat man immer irgendwo ein Aktualitätsbezug auch drin das ist gerade bei Dystopien natürlich so, dass man so ein bisschen die Warnung aussprechen kann, wohin können wir uns entwickeln wenn wir hier weitermachen und aber auch in anderen Fantasy Geschichte wo man es jetzt vielleicht nicht zu erwartet -Märchenadoptionen oder auch High Fantasy sagen eigentlich immer auch etwas über die Gesellschaft aus und man hat eigentlich da sehr viele Möglichkeiten wie man jetzt Fantasy vielleicht auch gar nicht so zutrauen würde wenn es überrascht dass ich so in der Fantastik bin aber auch so ein bisschen Richtung Contemporary und dann meistens Krimis schreibe, dann sage ich immer, das liegt daran, mein eigentliches Genre würde ich als Mystery bezeichnen und zwar nicht im deutschen Sinn. Da hat sich das Wort ja so eingebürgert als Akte X mäßig, jetzt kommen Außerirdische und seltsame Begebenheiten vor, sondern wirklich im klassischen englischen Sinn, wo eigentlich Mystery bedeutet es geht um die Lösung eines Rätsels, denn im Grunde geht es in all meinen Geschichten die Lösung eines Rätsels. Und das Rätsel kann ganz unterschiedlicher Natur sein. Das kann so der Kriminalfall sein, dass man herausfinden muss ‚Wer ist der Täter?‘ oder ‚Warum ist das passiert‘? Kann aber auch psychologisch sein, ‚Warum handelt diese Person so unlogisch?‘ ‚Was hat diese Person zu verbergen?‘ Oder eben auch in der Dystopie – ‚Was ist da passiert?‘ ‚Was ist der Hintergrund?‘ ‚Kann ich da meine Leute, kann ich da diese Stadt retten? Wie wird mir das gelingen und wer ist eigentlich – jetzt wenn wir beim Leuchten noch mal sind – diese seltsame Person, die mir da über den Weg gelaufen ist und die ich bei mir aufgenommen habe?‘

Also im Endeffekt kommt es bei mir immer auf das raus das es um die Lösung eines Rätsels geht am Ende. Hast du auch so Elemente, die sich in all deinen Sachen unweigerlich wieder finden?

AZ: In erster Linie tatsächlich einfach, dass es überhaupt ein fantastisches Element gibt, aber mittlerweile habe ich tatsächlich auch ein paar Kurzgeschichten und auch jetzt der Neubrandenwolf – wie ich jetzt in der Arbeit feststellen musste – gehört auch zu einem größeren Universum und da sind dann meistens die Figuren die irgendwie halt miteinander agieren und dann auf anderen Ebenen wieder auftauchen und halt wie gesagt das fantastische Element.

SD: Gibt es zwischen deinen Werken auch irgendwo Verbindungen? Das heißt machst du manchmal so Kurzgeschichten, die in Bezug zu deinem Romanprojekt haben oder kommen Orte und Figuren wieder vor oder sind die alle voneinander eigentlich total unabhängig?

AZ: Momentan gibt es drei Kurzgeschichten die in der gleichen Welt spielen und der Neubrandenwolf – habe ich dann festgestellt – spielt in der gleichen Welt wie ein Romanprojekt dass ich noch überhaupt nicht angefangen habe, aber schon seit 2004 mit mir trage.

SD: Das ist interessant, weil es bei mir eben auch so dass ich dort geplant habe da sich alles was ich bei mir so ein bisschen in Richtung Dystopie bewegt eigentlich in derselben Welt spielt, aber entweder an verschiedenen Orten oder nicht ganz zur selben Zeit. Dass das eine so ein bisschen wie eine Vorgeschichte zum anderen und das interessante was mir dann auch noch passiert das ist das weiß du ja vielleicht noch weil wir das mal in einem Talk hatten eben auch mit Mika [M. Krüger]zusammen ich habe meine Autorinkollegin mit der ich an dem Buch Berlin immer den Stand teile also Mika Krüger kennengelernt im NaNo – dem National Writers Month 2016 und darüber dass wir beide Dystopien geschrieben haben dass wir beide an einem dystopischen Werk waren in diesem NaNo[WriMo] und als wir uns an so gegenseitig von unseren noch nicht fertigen noch in der Entstehung befindlichen Werken erzählt haben haben wir festgestellt dass die eigentlich auch in derselben Welt spielen könnten weil es ähnliche Werte und ähnliche Entwicklungen gibt, einfach dass es zwei verschiedene Orte sind. Ihres spielt ja auf einer Insel die recht eben abgeschieden ist und abgeschlossen und abgeschirmt und meines wäre dann quasi das Festland dazu und dann haben wir auch schon mal mit dem Gedanken gespielt dass wir so kleine Bezüge dann in unsere Bücher einbauen und in ihrem einen Buch ist das auch schon der Fall, Es ist allerdings sehr, sehr subtil. Man muss wirklich dann die beiden Werke quasi von uns kennen und es stört auch nicht, wenn man es nicht kennt weil das fand ich dann noch eine sehr sehr schöne Sache. Es ist kein richtiges Easteregg in dem Sinn aber doch so eine Kleinigkeit.

AZ: Ja so was in die Richtung habe ich mit der Saskia Dreßler noch vor. Ich habe in einer Geschichte einen Drachen namens Harald und sie wollte unbedingt mal eine Geschichte zu einem Drachen namens Ingeborg schreiben und wir haben einfach mal so gesagt, was wenn das Geschwister sind?

SD: Ich hätte jetzt eine Drachenlovestory erwartet, aber Geschwister ist auch cool. Generell habe ich das Gefühl Drachen ist auch nur etwas was ein Element ist was bei dir häufiger vorkommt. Meine Kollegin Mika hat ja eine hat vor einer Anthologie heraus zu geben wo es so ein bisschen in Richtung Dark oder düstere Fantasy und Tiere geht. Dein Tier ist ja auch so was drachenartiges.

AZ: Tatsächlich offiziell geflügelte Schlange.

SD:-mhh-mhh.-

AZ: Ich habe aber extra noch geguckt weil mein Kopf hing bei Wyvern fest, aber es ist so wie ich mir das bildlich vorstellte, tatsächlich offiziell eine geflügelte Schlange, eine Amphiter. Aber ja, das war auch eher Zufall der Geschichte.

SD: Ich hab da mal so ganz schöne irgendwo – auf Twitter war das – hat das jemand geteilt und Aufbau verschiedene Drachenarten und da war das eben auch doch noch mit dabei weil es immer um die Kriterien ging wie viel Beine, Flügel keine Flügel? Wie schlangenartig oder so dieses Dinosauriermäßige, drachenähnliche.

AZ: Genau.

SD: Und daher kannte ich das. Genau. Was ich auch noch von dir weiß neben dem dass du schreibst und dass du dich da also auch sehr stark in der Fantastik bewegst weiß ich auch noch, dass du eine sehr eifrige Leserin bist das ist vielleicht ganz lustig. Du sammelst auch immer für Messen ja die Bücher ein, also du bietest an, dass wir die zu dir schicken können, du bringst die dann uns an die Messe also ein Eine-Frau-Transportunternehmen und du hattest mal so schön in die Buchtabelle, wo man sich eintragen konnte, geschrieben bei dir werden die Bücher eventuell gelesen. Und soweit ich weiß, hast du es wirklich fertig gebracht. Hast du eigentlich von fast jeder Norne schon mal irgendwie ein Werk gelesen hast. Das finde ich spannend. Liest du denn, wenn du liest, auch eigentlich ausschließlich im Bereich Fantastik oder liest du auch in anderen Genre?

AZ: Also erstmal zu dem ‚Ich lese viel‘: Ich habe es in diesem Jahr bisher geschafft acht Comics zu lesen, zusätzlich zu zwei kompletten Büchern, die ich testgelesen habe und einer der Unknown-Anthologie was auch ein sehr interessantes Konzept war, aber ich habe momentan, dadurch, dass mir das Busfahren fehlt einfach keine Zeit zum lesen. Was echt schade ist und ansonsten ja, meine Tendenz ist immer Fantastik. SciFi, da komme ich irgendwie so überhaupt nicht mit klar und das Reale erst recht nicht da muss die Story schon wirklich gut klingen im Klappentext, dass ich mir irgendwas mit mit ohne Fantastik kaufe/ lese außer ist es tatsächlich irgendetwas vom von jemanden, den ich kenne und die hätten gerne ne Meinung dazu oder so.

SD: Viele Autorinnen sagen ja immer, dass sie seit sie selber schreiben anders lesen. Meistens sagen sie dann, sie lesen kritischer oder auch zu dem Punkt, dass sie Bücher er abbrechen oder gar nicht mehr lesen können -bedauern das auch teilweise so ein bisschen. Würdest du sagen dein Schreiben hat dein Lesen auch verändert?

AZ: Definitiv. Definitiv! Dadurch, dass ich jetzt auch verstärkt Testlesen mache bei anderen, fallen mir dann halt auch die die Sachen auf, die die ich halt beim testlesen kritisieren würde oder die mir selbst schon von  Testlesenden gesagt wurden und dann denkst du: ‚Das Ding ist durchs Lektorat gegangen … wiiie??‘

Das macht es manchmal ein bisschen schwieriger aber hin und wieder kann ich es aber noch gut abschalten.

SD: Das kann ich nur wirklich voll unterschreiben. Das geht mir absolut ähnlich und daneben möchte ich noch anmerken, dass du eine super Testleserin bist, denn du hast ja auch bei mir schon testgelesen, auch die letzte Kurzgeschichte für besagte Anthologie über Tiere und Dark Fantasy. Die ging ja durch deine – ich will nicht sagen Hände, das ist eine komische Formulierung – durch die Augen kann ich auch nicht sagen … durch deine testlesende Bearbeitung und das hat mir wirklich sehr, sehr geholfen deine Anmerkungen. Da muss ich auch sagen, dass du entweder das schon oft gemacht hast oder ein gewisses Talent dafür hast. Weil das waren wirklich sehr gute Anmerkungen. Das sind wirklich so Sachen wo du als Autorin merkst, ja bei mir im Kopf funktioniert es, weil ich das im Kopf so vor mir sehe aber der Leser sieht das jetzt nicht unbedingt und stellt da natürlich entsprechende Fragen.

AZ: Das freut mich. Ich habe es ja auch schon geschafft, dass eine Kurzgeschichte, die ich von der Tessa Maelle – auch eine der Nornen- gelesen habe, die ist in ner Anthologie angenommen worden und ein Buch, das ich auch gelesen habe das ‘Saving Rapunzel’ von Rabea Blue ist sogar mir gewidmet worden als ‚hartnäckige Testleserin‘. So, es ist schon irgendwie cooles Gefühl da so in den Prozess involviert zu sein.

SD: Dann nehme ich dich gleich auf meine Liste, wenn ich das nächste Mal was zum testlesen habe. Gute Testleser findet man auch recht schwierig.

AZ: Definitiv! Definitiv!

SD: Hast du selber dann auch wenn du etwas testlesen lässt, wie sind da deine Erfahrungen? Sind die auch positiv oder hast du auch schon manchmal das Gefühl gehabt, da bin ich ja fast der bessere Testleser?

AZ: Leider auch Letzteres vor allen Dingen weil ich keinen festen Test-Lesendenpool habe. Wenn ich irgendetwas habe stelle ich es bei den Nornen rein und frag: ‚Hat jemand Zeit für mich?‘

SD: Das ist mir in der Tat damals auch damals beim Leuchten so gegangen. Da hat bei mir auch ein bisschen Zeitgründe auch noch mit reingespielt, dass ich unbedingt nen bestimmten Veröffentlichungstermin haben wollte damit es für die Buch Berlin als Buch dann eben erhältlich ist und deswegen habe ich ein bisschen Stress gehabt und habe dann auch – egal ob das mein Klappentext war oder ‚Liest jemand mal und sagt mir ob die Geschichte überhaupt funktioniert‘ mich da sehr stark an die Nornen gewandt und ich weiß noch, dass es auch manchmal wirklich so ganz verschiedene Testlesermeinungen geben kann, die dich dann als Autorin in richtige Verwirrungen stürzen. Ich habe ganz am Anfang einen eigentlichen Prolog vorne dran bei meinem Roman und fand ihn aber selber zu bremsend also da hat wirklich gerade am Anfang die ganze Spannung richtig ausgebremst und ich hatte eigentlich schon für mich selber beschlossen, dass der weg muss. Also das was daran wichtig war wollte ich dann so in Rückblenden irgendwie später einbauen und wollte eigentlich nur noch die Bestätigung von meinem damals drei Testlesenden haben, dass dieser Prolog wirklich bremst und einer hat ganz klar gesagt ‚Ja, hau den raus. Der ist ja furchtbar. Das geht gar nicht‘ und die andere hat schon gemeint ‚Ja, ich sehe wo du hin wolltest, aber ich würde ihn auch eher weglassen‘ aber die dritte meinte dann ‚Nö, der ist super. Lass den doch drin, ich mag Prologe‘ und dann hatte ich dann wieder so einen Gewissenskonflikt, aber habe letztlich gesagt, wenn zwei Leute sagen ‚Der muss weg‘ und ich habe auch das Gefühl dann überwiegt das bei mir.

AZ: Aber du hattest ja trotzdem eine Art Prolog drin, der erst mal erst im späteren Verlauf der Geschichte wirklich Sinn ergab und mich zum Beispiel auch nochmal nachlesen hat lassen um als ich dann feststellte – ‚Hmmm Moment! Das ist nicht der Charakter, der du denkst der es ist , der das gerade sagt.‘

SD: Genau! Also in dem Sinne: Ich hatte ja acht Teile in dem Buch und auch das ist ja auch überlegt. Die Acht hat ja eine Bedeutung jeder dieser Teile beginnt wie mit so einer Art Mini-Prolog nämlich mit der Ich-Perspektive einer Figur, wo du am Anfang nicht weißt, wer es ist. Du vermutest meist, das ist der Protagonist, merkst aber dann irgendwann, dass es nicht funktioniert und das sind diese kleinen Mini-Prologe. Das stimmt, die sind durchaus noch drin aber ich hatte wirklich einen Prolog, der war so kapitelmäßig vorne drin.

AZ: Aber das mit dem kleinen Spielereien, das machst du ja schon gerne mal in deinen Geschichten. Du hast ja in ‘Staub und Regenbogensplitter’ eine ganze Anthologie zum Thema Farben geschaffen deine Krimis haben auch Farben in ihren Themen und Musik spielt ja bei dir auch noch eine große Rolle.

SD: Stimmt, also ich hab mir sehr gerne so diese kleinen Spielereien. Ich nenne es nicht Eastereggs, ich nenne es dann meistens Trivia oder Funfact und liste die dann auch so ein bisschen auf meiner Homepage auf, wenn es irgendwen interessiert als Leser, dass man das nachlesen kann. Musik ist insofern wirklich so was was bei mir so eine Riesenrolle spielt, also wie viele, viele andere Autor*innen habe ich eine ganze Soundtrackliste, die mich auch begleitet bei jedem Projekt und da ist es egal ob das ein Roman ist oder eine Kurzgeschichte. Und ganz oft entstehen ja vor allem Kurzgeschichten bei mir aus einem Bild. Also das heißt, ich habe irgendwie ein ganz ganz starkes Bild vor Augen und frage mich dann: ‚Wie kommt es dazu?‘ ‚Wie kommt es zu dieser Szene?‘ ‚Wie kommt es zu dieser Situation?‘

Und so entsteht dann eine Geschichte und klassischerweise kriege ich diese Bilder ganz ganz oft wenn ich Lieder höre. Wenn du jetzt angesprochen hast ‘Staub und Regenbogensplitter’ da hat es eine Geschichte drin zur Farbe Rot und da kommen mal so Herbstblätter vor. So rote Blätter und das war das Ursprungsbild dieser Geschichte. Zwei Personen, diese roten Blätter auf dem Boden verteilt – eigentlich so schön herbststimmungsmäßig – und dann so ein Element von Blut und Tod noch mit dabei. und meistens kann ich das dann auch so darauf zurückführen so dieses Ursprungsbild aus dem meine Geschichte dann entsteht aus einem bestimmten Lied entstanden ist und im Fall eben von meiner roten Geschichte war das Lana del Rey das Lied ‘Born to die’. Als ich das das allererste Mal gehört habe, war da sofort so ein Bild bei mir im Kopf und aus diesem Bild ist dann die Geschichte entstanden. Und es ist auch aktuell so dass ich im Moment versuche etwas hinzubekommen was ich zur Buch Berlin dieses Jahr hätte – wenn sie denn stattfindet. Es wird auch wieder was im Stile von der erweiterten Kurzgeschichte und das ist auch wieder was, was ich ganz klar sagen kann, ist aus einem einzigen Lied entstanden und dem Bild das ich dazu im Kopf hab. Und da ist dieses Bild eben weil es in dem Lied darum geht, dass jemand sagt ‚Du bist berühmt. Du stehst jetzt da oben auf der Bühne und ich stehe hier unten schaue zu dir auf und du hast vollkommen vergessen, dass ich es war die dich dahin gebracht hat, wo du jetzt bist.‘ Also quasi die berühmte Person hat die ganzen Ursprünge vergessen und erweist sich jetzt nicht besonders treu oder nett gegenüber den Personen, die bei diesem Aufstieg geholfen haben. Das war so ein Bild das ich im Kopf hatte. Eben ‚Jemand steht auf der Bühne im Scheinwerferlicht  und jemand anders steht unten bei den Zuschauern so quasi im Dunkeln und aus diesem Ursprungsbild ist eine Geschichte entstanden. Lustigerweise auch wieder mit fantastischen Elementen. Das wird dann was das so ein bisschen in Richtung Urban Fantasy gehen wird. Mal gucken, ich weiß noch nicht, ob ich es schaffe bis zur Buch Berlin. Und bei dir hast ja gesagt ist im Moment so der Neubrandenwolf ist so dein Projekt.

AZ: Ja

SD: Genau das heißt auch, wenn man dann das mal lesen will, ich glaube du hast dann noch kein Datum, was du so angeben kannst. Sogar nicht mal nächstes Jahr oder so wahrscheinlich.

AZ: Ich soll es Weihnachten rausbringen, ich sehe es aber noch nicht.

SD: Oh! Oooooh!Das ist ziemlich schnell! Dann will ich das nächstes Jahr haben!

Und im Moment ist es ja auch ganz ganz schwierig irgendwie zu planen, aber hast du irgendwelche autorinmäßigen Termine im Auge also Treffen oder Messen oder Lesungen auch online. Wo du sagst, dass ist was, wo man mich demnächst wieder sehen und hören kann?

AZ: Also ich bin auf alle Fälle mittwochs immer bei Elenor Avelle im Twitchstream als Co-Host ihres Co-Working-Streams. Und ansonsten so wie es sich anbietet. Wenn alles klappt, gibt es vielleicht sogar was Lives demnächst. Aber das steht noch ein bisschen offen und ansonsten wollte ich selbst zu einer Lesung mal gehen zum zuhören

SD: Also ich kann auf jeden Fall empfehlen, dass man dir zuhört. Egal ob das jetzt im Stream ist. Ich finde du bist immer ne ganz charmante und gut vorbereitete Moderatorin, ob man nicht auch so ein bisschen gemerkt hat, schon an deiner Begrüßung. Ganz professionell, aber ich finde auch du liest wahnsinnig gut und schön und ich mag auch dieses Szenen also das ist mir immer noch in Erinnerung als du zum Nornenjubiläum aus dem Neubrandenwolf gelesen hast und ich mir diese Szene so richtig gut vorstellen konnte. Ich glaube es war ein Weihnachtsmarkt.

AZ: Ja.

SD: Genau also ich würde dringend empfehlen, dass man dir folgt und dir da mal irgendwo zuhört in der Zukunft. Das ist immer sehr empfehlenswert.

AZ: Und ich kann allen nur dringend empfehlen, deine Bücher zu lesen weil sie haben einen wunderbaren Sprachstil sind in einer Art und Weise fließend, dass es einfach nur faszinierend ist, deinen Worten zu folgen.

Bevor wir jetzt weiter ins ‚Awww‘ untergehen

SD:*lacht*

AZ: Und unsere Zeit dann auch schon wieder um ist, bedanken wir uns ganz herzlich für eure Aufmerksamkeit. Ihr habt euch hoffentlich ein bisschen was zu uns mitnehmen können und seid neugierig geworden. Und wir hören uns dann irgendwann mal wieder.

SD: Genau und uns und ganz viele weitere fantastische Autor:innen könnt ihr finden auf der Seite vom Nornennetz und ich kann euch auch nur noch mal empfehlen euch da mal durchzuklicken und durchzulesen dann könnt ihr ganz, ganz viel entdecken und auch ganz viele tolle Bücher wenn ihr euch für welche Facette der Fantastik auch immer interessiert.

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