Oben Titel Writers on Writers, darunter links Foto von Eva-Maria Obermann, Mitte das Nornennetz-Logo, rechts Foto von Catherine R. R. Snow. Darunter jeweils ihre Namen und "Nornennetz Edition"
Schicksalsstöcke

Writers on Writers – Folge 5 – Eva-Maria Obermann und Catherine R.R. Snow

Die Aktion „Writers on Writers“ orientiert sich an dem YouTube-Format „actors on actors“ des Variety Magazins, USA.

Es geht um ein Gespräch auf Augenhöhe. Zwei Autoren unterhalten sich über ihr Handwerk, über Schwierigkeiten in den Projekten, über Zweifel oder Unsicherheiten. Anders als bei einem fragenden Reporter wirkt das Gespräch durch die Gegenseitigkeit intimer und natürlicher. Man erhält Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Bücher und Tipps und Tricks.

Kurz gesagt, es geht um:

Zwei Nornen im Gespräch, ihre Projekte, ihr Werdegang und die immer wiederkehrende Frage „Wie machst du das eigentlich?“

In Folge 5 unterhalten sich Eva-Maria Obermann, Autorin der fast prinzlosen und rebellischen Märchenadaption “Tropfen der Ewigkeit” und Catherine R.R. Snow,  Autorin des abenteuerlichen und arkadischen Fantasyromans “Viridis – der Seelenfänger” 

Weitere Infos zu den beiden Autorinnen erhaltet ihr hier:

Oder auf den Seiten der Autorinnen:
Eva-Maria Obermann
Catherine R.R. Snow

Transkript:

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Writers on Writers. Eine Aktion vom Nornennetz. Diesen Monat im Gespräch: Eva-Maria Obermann und Catherine R. R. Snow. 

Eva-Maria Obermann: Hallo! Ich bin Eva-Maria Obermann und ich rede heute mit Catherine Snow. Hallo!

Catherine R.R. Snow: Hallo! Es freut mich, dass wir uns heute treffen, wenn auch nur online.

Eva-Maria Obermann: Ja. Freut mich auch sehr, dass es geklappt hat. Du bist ja noch eingeteilt worden kurzerhand, in Notbetreuung, richtig? 

Catherine R.R. Snow: Ja, das war die Woche ein bisschen … Wie soll ich denn sagen? Ein bisschen kurzfristig, weil ich ja eigentlich noch Studentin bin und ich musste jetzt wirklich – ich will jetzt nicht sagen kämpfen, aber

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Catherine R.R. Snow: ich musste schauen, dass ich die Praxis nachholen kann in der Schule und ich hab am Wochenende einige Male mit meiner Praxislehrerin geschrieben und jetzt hat sie dann ganz spontan gestern vormittags gesagt. “Ja, jetzt kannst du die ganze Woche vorbeikommen.” 

Eva-Maria Obermann: Aber wir wollen nicht über die Schule reden, wir wollen über das Autor:innen-Leben reden. Ich hab mal ein bisschen geguckt und du hast mit 9 Jahren angefangen, belletristisch quasi zu schreiben. Und du hast mit Gedichten angefangen. Stimmt das? 

Catherine R.R. Snow: Oh Mann, ja! *lacht* Wenn ich da heute dran denke … Puh

Eva-Maria Obermann: Das finde ich ganz faszinierend, weil ich auch mit Gedichten angefangen habe. 

Catherine R.R. Snow: Das ist ja interessant. 

Eva-Maria Obermann: Und … schreibst du heute auch noch Gedichte? 

Catherine R.R. Snow: Sehr selten. Also wenn, dann eigentlich nur mehr so zum Spaß und wenns dann irgendwie … keine Ahnung, mal zur allgemeinen Erheiterung sein sollte in Geburtstagskarten. Aber sonst fällt das bei mir mittlerweile eher flach. Wie sieht’s denn da bei dir aus? 

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Eva-Maria Obermann: Also für mich waren diese Gedichte immer so ein bisschen Rückzugsorte. Also das war auch therapeutisches Schreiben irgendwie. Ich hatte zu der Zeit wo ich das angefangen habe … Meine Eltern haben sich scheiden lassen, ich wurde gemobbt, ich hatte wenig Anschlussmöglichkeiten und da war dieses Schreiben und wirklich Lyrik im Sinne von “Gefühle ausdrücken” und das “Gefühlen eine Form geben” und sich dadurch ein bisschen distanzieren zu können. Das war sehr wichtig für mich und das mach ich heute auch wirklich noch sehr gerne, aber vor allem für mich. 

Catherine R.R. Snow: Also ist das quasi für dich Balsam für die Seele? Wie andere z.B. gerne in die Natur rausgehen oder so. 

Eva-Maria Obermann: Ja, durchaus. Also man kennt das ja, dass manche Leute … Ich weiß nicht, ob du das auch hast, dass du Geschichten hast,

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Eva-Maria Obermann: wo du sagst: Die will ich gar nicht veröffentlichen, die sind nur für mich. Oder bei Künstler:innen hat man das ja auch, dass die sagen “Dieses Bild ist zu persönlich. Selbst wenn ich es zeige, möchte ich nicht, dass es verkauft wird.” Und es gibt Gedichte, da hab ich kein Problem mit, wenn die öffentlich sind. Auf meiner Autorinnenseite sind auch ein paar. Und ich schreib auch wirklich immer mal ein paar, die ich an den Anfang vom Buch packen kann oder so. Oder für kleine Aktionen, für die ich ein Gedicht schreibe. Aber viele sind tatsächlich für mich wie ein Tagebuch, vielleicht.

Writers on Writers Buchcover Tropfen der Ewigkeit
©️ Jana Jeworreck

Catherine R.R. Snow: Also ich find das total spannend, muss ich sagen, weil … Allein schon, dass du in so einer schweren Zeit selbst ein Ventil gefunden hast, das es dir ermöglicht, deine Gefühle auszudrücken und für dich auch besser mit der Situation klar zu kommen… Ich glaub, da hast du einfach vielen, vielen Menschen etwas voraus. 

Eva-Maria Obermann: Ja, das klappt aber auch nicht für alle.

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Eva-Maria Obermann: Also, es gibt ja Leute, die können mit Worten nicht so. Die brauchen ein anderes Ventil. Ich hatte da Glück, dass ich da draufgekommen bin, dass ich das ausprobiert hab. Und das, was du vorhin gesagt hast: “Für Geburtstagskarten mal schreiben”. Ich hab auch ne Anerkennung daraus ziehen können und es war sehr wichtig für mich. Und ich glaub, deswegen hab ich mich so da drauf versteift und das sehr lange durchgängig mitgemacht. und war zwischenzeitlich auch in Therapie. Da haben wir auch festgestellt, dass diese Gedichte so wichtig für mich sind und dass ich deswegen auch eine Grenze ziehen muss und sagen muss: “Ich schreibe die Gedichte für mich und nicht für andere.” Eben damit sie diesen Effekt, diesen positiven Effekt beibehalten und da kein Zwang dazu kommt und ein Druck, mich zu präsentieren, anstatt

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Eva-Maria Obermann: diese Gefühle festzuhalten. 

Catherine R.R. Snow: Das versteh ich. Also das kann ich mir durchaus vorstellen, dass da dann ab einem gewissen Punkt, wenn man da nicht jemanden hat, der einem vielleicht auch sagt “Du, nimm dich auch ein bisschen zurück, mach vieles auch nur für dich”. Dass es da vielleicht auch – ich sag jetzt mal – bei manchen nicht mehr ganz den gewünschten Effekt erzielen würde. Sagen wir mal so. 

Eva-Maria Obermann: Ich glaub, das ist auch ganz oft so, wenn dieser Druck dazu kommt. Wenn wir müssen und nicht mehr dürfen oder können und diese Erwartungshaltung dazu kommt und die Fremdsicht – also Fremdsicht ist ja etwas, was sehr stark sich drauf auswirkt, ob wir uns wohlfühlen oder nicht wohlfühlen. Und wenn das auf so etwas Künstlerisches oder eben etwas, das auch einen psychologischen Effekt in dem Moment hat, einwirkt, kann das schon auch sehr schwierig sein. Das sehen wir ja bei ganz vielen

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Eva-Maria Obermann: Künstler:innen, die tatsächlich groß werden, die sehr berühmt werden, die das machen, was sie lieben und trotzdem mit dieser Öffentlichkeit hadern. 

Catherine R.R. Snow: Ja, ich glaub, das ist vielfach auch aus dem geboren, … Ich mein, du hast vorhin Mobbing angesprochen. Ich bin ja auch jemand, der mit so etwas schon früh konfrontiert war, also ich weiß, wie du … Ich kann mir zumindest vorstellen, wie es bei dir in etwa war. Dementsprechend kann ich mir auch vorstellen: Viele dieser Künstler werden vielleicht auch anfangs ihrer Karriere damit konfrontiert gewesen sein, Künstler und Künstlerinnen, natürlich, dass sie möglicherweise auf Ablehnung gestoßen sind. Jetzt nicht unbedingt vom engsten Umfeld, aber vielleicht von den Menschen, die sie gekannt haben und vermutlich gesagt haben: “Du wirst das eh nie schaffen!” “Warum machst du das überhaupt?” Ich mein, ich kenn das auch. Nicht, dass ich mich jetzt mit großen Künstlerinnen und Künstlern vergleichen möchte, aber ich weiß, wie’s eben ist, von etwas zu sprechen, das einem sehr am Herzen liegt und von anderen

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Catherine R.R. Snow: diese Ablehnung zu spüren bekommen. 

Eva-Maria Obermann: Ja

Catherine R.R. Snow: Und da kann ich mir auch vorstellen, dass man es ab irgendeinem Punkt nicht mehr nur für sich selbst macht, sondern vor allem auch deshalb, weil man es anderen, die einem früher einreden wollten, dass man es doch besser lassen sollte, dass man es denen einfach beweisen möchte.

Eva-Maria Obermann: Ja. Das ist ein ganz netter Effekt. Dieses … Gegen dieses “Kleinreden”  ankämpfen in der Kunst. Aber ich glaub, du hast noch einen ganz anderen, wichtigen Punkt gesagt. Nämlich wie wir mit Kritik umgehen. Das klang so ein bisschen mit rein. Und ich glaub, wir kennen das alle, die wir in der Kunst, die wir Kunstschaffende sind. Wir schreiben beide und Kritik mit dem Geschriebenen, auch wenn es nur die Kritik am Wort ist, ist immer schwierig von der Kritik an uns selbst zu trennen, weil wir so emotional an diesem Geschriebenen dranhängen. Und ich finde das

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Eva-Maria Obermann: immer … dieses Zurücktreten und sich überlegen “Kann ich die Kritik annehmen? Hilft mir die? Ist die konstruktiv? Bringt mich die weiter? Oder versteh ich die vielleicht auch gar nicht?” Das ist was ganz Schwieriges auch. 

Catherine R.R. Snow: Total. Da finde ich zum Beispiel solche Leserunden immer ganz toll. Ich hab selbst eigentlich nur als Leserin bislang mitgemacht, aber ich möchte sowas auch zukünftig mit selbst meiner Leserschaft machen, damit man einfach ein direktes Feedback bekommt. “Was hab ich vielleicht durchaus richtig gemacht für die Leserin oder den Leser?” oder “Was hab ich vielleicht auch falsch gemacht?” oder “Was könnte ich besser machen?” Ich glaube, solche Leserunden sind gerade für so eine Art von Kritik doch durchaus besser als so eine 1- bis 5-Sterne-Bewertung auf Amazon, weil sich die meisten einfach … Ich habs selbst schon erlebt: Mit 5 Sternen brauch ich jetzt nicht unbedingt eine ausführliche Bewertung. Natürlich, gefällt’s mir sehr gut, wenn mir die Leute sagen

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Catherine R.R. Snow: Das hat mir gefallen, das hat mir nicht gefallen. Aber für mich zählen vor allem auch diese 1-Stern-Bewertungen, weil ich schon wissen möchte “Warum hat’s dir nicht gefallen?” “Warum war das so und so?” 

Eva-Maria Obermann: Ja, wenn das bei denen drin steht. Ich hatte tatsächlich für meinen zweiten Zeitlose-Teil “Doras Erwachen” eine 2-Sterne-Rezension mal drin und da stand drin: “Einfach nur Mist”. Und nichts mehr. Und das war für mich … Ich hab gedacht: “Toll, was soll ich jetzt damit anfangen?” Ich weiß noch nicht einmal, ob die Person das Buch tatsächlich gelesen hat oder einfach nur hier denkt, sie kann mal ein paar schlechte Bewertungen verteilen. Und ich finde die 3-Sterne-Bewertungen tatsächlich am interessantesten, denn da ist es oft so, dass gezeigt wird, was gut war, was positiv war und viel konstruktiver vorgegangen wird, während ich bei 2- oder

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Eva-Maria Obermann: 1-Sterne-Bewertungen generell das Gefühl hab, da ist selten was, das man mitnehmen kann, weil es nicht immer … Also, es gibt auch 2-Sterne-Rezensionen, die schon sehr gut geschrieben sind, sehr konstruktiv geschrieben sind. Aber einfach oft so diese generelle Abneigung dann da schon durchschimmert. 

Catherine R.R. Snow: Ja ich muss sagen, ich hab bis jetzt generell mit 2-Stern-Rezensionen nicht so die Erfahrung gemacht, aber ich hab heuer meine Kurzgeschichten-Reihe gestartet. Also immer am 1. des Monats kommt eine Kurzgeschichte von mir, die hängen jetzt alle zusammen. Und ich hab bei einer davon einfach … ich glaub, ein oder zwei nur 1-Stern-Bewertungen bekommen und das ist generell kein Problem für mich, aber da war einfach kein Text dabei. So … das heißt, ich hab da einfach überhaupt keinen Plan gehabt, was hab ich denn wirklich falsch gemacht? Und ich würd einfach so gern wissen

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Catherine R.R. Snow: Was diese Person daran so schlecht gefunden hat. Also falls du das hörst, du da draußen, die du die 1-Stern-Bewertung gegeben hast. Bitte kontaktiere mich und sag mir, was ich falsch gemacht hab! Ich würd’s echt wahnsinnig gern wissen, weil es hilft mir einfach auf meinem Weg als Autorin ungemein weiter, wenn meine Leserschaft mit mir in Kontakt tritt.

Eva-Maria Obermann: Genau. Also das ist auch etwas, das ich total bestätigen kann. Rücksprache und die muss nicht positiv sein, im Gegenteil, die darf kritisch sein, denn wir wachsen daran und wir werden besser, wenn wir konstruktive Kritik bekommen und mit der arbeiten können. 

Catherine R.R. Snow: Ich meine, gerade wenn man etwas veröffentlicht hat, du hast das vorher auch ein bisschen angesprochen: Man macht sich ja doch durchaus verletzlich, weil man einfach einen Teil von sich selbst zeigt. Es muss jetzt nicht unbedingt ein Charakterzug sein, den du deinem Protagonisten oder deiner Protagonistin gibst, aber es steckt doch sehr viel von einem selbst

Writers on Writers Cover Viridris
©️ Jana Jeworreck

12:00

Catherine R.R. Snow: drin. Und Menschen, die einen gut kennen, die werden das natürlich auch entdecken und ich muss ehrlich sagen, ich hab das auch vor kurzem erst einmal in einem Instagram-Posting geschrieben: Als ich das erste Mal veröffentlicht hab, da war dieses Hochgefühl da. Ich hab mich so gefreut, dass es endlich so weit ist und fünf Minuten später hab ich mir gedacht: “Um Gottes Willen, was hab ich da gemacht? Warum machst du das?”

Eva-Maria Obermann: Es hat was von “sich selbst bloßstellen”. Es geht ja nicht nur darum, dass vielleicht irgendwie ein Wortwitz drin ist, den wir selbst sehr mögen oder dass irgendwelche Begebenheiten literarisch aufgearbeitet wurden, sondern wir haben sehr, sehr viel Zeit in diese Texte gesteckt. Wir haben sie geplottet, wir haben sie geschrieben,  wir haben vielleicht mit Testleser:innen oder anderen zusammengearbeitet, haben es überarbeitet.

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Eva-Maria Obermann: Haben selber ganz oft geguckt: Stimmt das alles, passt das noch? Also normalerweise ist das ja nicht so: Wir schreiben was runter und stellen es rein. Das ist, glaub ich, auch eine schlechte Arbeitsweise, wenn man Literatur verfasst. Sondern es ist ja immer so ein Prozess und ich glaube, das ist deswegen auch so ein nicht endender Prozess … Ich glaube, ich könnte selber ständig an meinen Sachen rumschreiben und die noch verbessern. Weil wir uns selbst stetig entwickeln und das, was ich vor zwei Wochen toll fand, seh ich jetzt schon wieder kritisch und möchte das vielleicht anders schreiben. Und dieses Schlusspunktsetzen ist ganz schwierig. Also dieses “Ich bin jetzt fertig, es geht jetzt raus”. Und ich glaub, da kommt das her, was du gerade beschrieben hast. Wie ist das denn mit deiner Reihe?

Catherine R.R. Snow: Naja, ich schreib da einfach immer unter dem Monat an der Reihe. Das ist also nur eine Kurzgeschichte,

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Catherine R.R. Snow: die dann für meine Newsletter-Abonnenten rausgeht und die bekommen sie ein bisschen früher. Alle anderen bekommen sie dann etwas später zu lesen. Und es ist an und für sich so: Ich hab damit angefangen im Rahmen einer Challenge, zu der mich eine mir bekannte Autorin, Katherine Still – eine wirklich total tolle Autorin – aufgefordert hat. Sie hat mich aufgefordert, mich an der Challenge zu beteiligen. Da ich gerade frei gehabt hab, hab ich mir gedacht: Ja warum eigentlich nicht? Und da war dann irgendwie die Idee zu der Kurzgeschichtenreihe geboren, weil ich hab da einen Begriff bekommen und hab dann angefangen zu schreiben. Irgendwie war mir die Protagonistin so dermaßen sympathisch, dass ich mir gedacht hab: “Nein, ich möchte da jetzt nicht nur eine Kurzgeschichte über sie schreiben. Da steckt noch so viel mehr in ihr drin.”

Eva-Maria Obermann: Willst du da vielleicht auch einen Roman draus machen? 

Catherine R.R. Snow: Ob’s für einen Roman reicht, weißi ich jetzt nicht, also wenn ich noch länger 

15:00

Catherine R.R. Snow: daran weiterschreibe, vermutlich schon, aber ich find das Format von Kurzgeschichten in ihrem Fall einfach total toll. Um das Ganze jetzt kurz zu umschreiben: es geht um eine Archäologin, die bei einer Ausgrabung ein seltsames Amulett findet und dann plötzlich durch Zeit und Raum springen kann. Ähnlich wie bei Dr. Who, nur eben mit einem Amulett anstatt einer TARDIS. Und sie kann eigentlich auch nicht wirklich bestimmen, wo sie dann landet. Also wie gesagt, sie springt dann einfach durch Raum und Zeit mit ihrem Amulett und trifft dort dann auch auf die interessantesten – ich sag jetzt mal – Wesen, weil es sind ja nicht nur Menschen dabei und erlebt dort eben Abenteuer. Und Irgendwie hat sich aufgrund der Geschichte das Format Kurzgeschichte sehr aufgedrängt, weil so kann man dann wirklich jeden Sprung … Also jedem Sprung quasi eine 

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Catherine R.R. Snow: Kurzgeschichte zuordnen. 

Eva-Maria Obermann: Also so klassisch episodenhaft.

Catherine R.R. Snow: Genau, also ich glaube, in der heutigen Zeit ist das an und für sich eine ganz gute Möglichkeit, das anzubieten, denn so eine kurze Episode zu lesen ist für viele vielleicht auch attraktiver, als einen dicken Wälzer in die Hand zu nehmen. Ich meine, ich kann mich jetzt damit nicht identifizieren, ich liebe dicke Wälzer, aber ich kenne auch genug Leute, denen das Format eher zusagen würde. 

Eva-Maria Obermann: Ja, gibt’s ja einfach. Es gibt Leute, die lesen nichts, das mehr als 250 Seiten hat und andere, die fangen bei unter 400 gar nicht erst an. 

Catherine R.R. Snow: Das stimmt. Wie siehst denn du das?

Eva-Maria Obermann: Ich lese selbst auch wirklich gerne Längeres. Es ist so, dass ich … Ich hab ne chronische Krankheit und die betrifft vor allem die Haut, aber eben nicht nur die äußere Haut,

17:00

Eva-Maria Obermann: sondern auch innere Haut und das kann auch die Gelenkhaut betreffen. Und wenn ich sehr dicke, schwere Bücher lange Zeit hebe, hab ich Probleme. Ja, aber das heißt, ich würde solche Bücher … Ich lese solche Bücher dann sehr gern als eBook, weil der eBook-Reader ist klein, praktisch und leicht. Und dann klappt das auch. Deswegen: Die Bücher hab ich eher im elektronischen Format und was so in die Hand … also so bis zu 300-350 Seiten – je nach dem wie der Satz ist – kann ich auch bis 400 Seiten Bücher gut in die Hand nehmen. Das kommt immer ein bisschen drauf an, wie die gebunden sind und wie der Satz ist. 400 Seiten können sehr, sehr viel sein oder sehr, sehr wenig sein. Das ist immer ein bisschen unterschiedlich. Ich weiß nicht, ob du die Erfahrung auch gemacht hast, aber ich hab Bücher mit gleicher Seitenzahl: Wenn ich die nebeneinander stelle

18:00

Eva-Maria Obermann: sind die trotzdem unterschiedlich dick, das kommt ja auch auf das Papier an und was außen rum noch so gemacht ist usw. Und ich hab auch festgestellt, dass ich am ehesten zwischen 200 und 300 Seiten Romane schreibe. Also das ist wirklich so der Raum irgendwie, den ich brauche, um eine Geschichte zu erzählen, zu Ende zu erzählen. Ich bin mal gespannt, weil die Geschichte, an der ich aktuell schreibe, die ist ja jetzt bisher die längste und mal gucken, ob ich dieses Mal über 300 komme.

Catherine R.R. Snow: Das klingt doch auf jeden Fall schon mal gut! Weißt du auch ungefähr die Wörteranzahl?

Eva-Maria Obermann: Ich glaube, also die 50.000 hatte ich auf jeden Fall. Und ich hatte vorher schon so um die 30.000 oder 20.000. Ich bin jetzt knapp bei 100.000 Wörtern.

Catherine R.R. Snow: Okay, na das ist doch schon mal eigentlich ziemlich gut. Sehr, sehr gut, sogar. 

Eva-Maria Obermann: Ja, ich bin auch schon sehr gespannt, wie es fertig wird, wie viel es am Schluss ist.

19:00

Catherine R.R. Snow: Das wäre eh eine von meinen Fragen gewesen, die ich mir aufgeschrieben hätte für dich: Ob du am NaNoWriMo mitgemacht hast?

Eva-Maria Obermann: Ich mach da tatsächlich seit … Ach Gott, ich versuch schon seit 7 Jahren mitzumachen. Ich schaff es nicht immer, also zwischendrin, wenn ich gerade ein Kind bekommen habe oder hochschwanger war, hat es nicht geklappt, aber ich glaube, so 4 oder 5 Mal hab ich gewonnen, also dieses Zertifikat am Schluss für die 50k Wörter geschafft.

Catherine R.R. Snow: Also ich hab heuer zum ersten Mal mitgemacht. Ich war dann zwischendurch echt total … Ich will jetzt nicht sagen “gestresst”, aber eigentlich schon, weil ich hatte gerade da Prüfungsphase, aber es ist sich trotzdem dann, ich glaub, in den letzten 1 oder 2 Tagen ausgegangen, dass ich die 50.000 geknackt hab. 

Eva-Maria Obermann: Ich finde das auch immer ein bisschen krass, wenn die Leute irgendwie in den ersten 

20:00

Eva-Maria Obermann: zwei, drei Tagen 20.000 Wörter schon da stehen haben und das erzeugt einen furchtbaren Druck bei anderen und ich finde, das geht ja gar nicht so sehr um “Wer schreibt am meisten?”, sondern eher um “schaffen wir das innerhalb dieser 30 Tage?” und dann darf das auch in den letzten Tagen passieren.

Catherine R.R. Snow: Vor allem hab ich jetzt lieber, ich sag mal, 25.000 Wörter und das liest sich wirklich Bombe, als 50.000 und die Hälfte davon kann ich dann eh wieder in die Tonne treten, weil ich einfach nicht den Kopf dazu hatte. Da lasse ich mir lieber länger Zeit, muss ich sagen.

Eva-Maria Obermann: Ja, das kenne ich. Also dieses, ich nenne es “Das müde Schreiben”. Wenn ich eigentlich nicht fit bin und mein Kopf es nicht schafft, die Wörter so aufzuschreiben wie er sie sich vorher ausgedacht hat. Und das ist sehr frustrierend, vor allem, wenn man später in der Überarbeitung ist. 

Catherine R.R. Snow: Also das heißt

21:00

Catherine R.R. Snow: Du bist auch eine von der Fraktion “Erst überarbeiten, sobald du dann fertig bist”? 

Eva-Maria Obermann: Ja, also Kleinigkeiten, wenn ich vorher z.B. denk “Oh, das möchte ich noch einbauen”, dann gucke ich eigentlich, dass das so durchgängig stimmig ist, aber ganz viel, was ich lieber am Schluss dann überarbeite, wenn alles fertig ist, damit ich das nicht öfters machen muss. ich find das sehr frustrierend, wenn man das öfters machen muss, immer mal wieder rein muss, anstatt so 1-2 durchgängige Überarbeitungsrunden zu machen.

Catherine R.R. Snow: Ich hab mir für sowas unterschiedlich farbige Notizen im Papyrus gemacht. Mein letztes Projekt sah aus, da hab ich dann nur mehr Farben gesehen. Schon geordnet, aber trotzdem.

Eva-Maria Obermann: Ja, aber solang du damit klar kommst … 

Catherine R.R. Snow: Auf jeden Fall, vor allem da hatte jede Kategorie eigentlich eine andere … Ich nenn es jetzt mal “Art”, worum es dann ging. Beim einen –

22:00

Catherine R.R. Snow: ich glaub gelb – war “Hintergrundgeschichte der Charaktere”, die ich noch hier und dort einbringen wollte, wo ich mir auch wirklich aufgeschrieben hab “Das musst du hier und hier einbringen” usw. Bei anderen war es dann wieder so ein bisschen die Art, wie sie sprechen. Also wirklich sehr unterschiedliche Kategorien, sag ich jetzt mal, aber die das Manuskript schlussendlich sehr rund gemacht haben, meines Erachtens nach.

Eva-Maria Obermann: Ich glaub, das ist oft so… Also mir geht es so, dass ich immer ganz furchtbar viel im Kopf hab zu meinen Geschichten und wenn ich dann schreibe, fällt mir nur die Hälfte ein. Dann mach ich das Dokument zu und dann fällt mir der Rest ein und ich versuch, beim nächsten Mal den Rest irgendwie rein zu kriegen und es am Schluss stimmig zu machen. Und dass es das aussagt, was ich aussagen möchte.

Catherine R.R. Snow: Ja, und das ist manchmal auch oft schwierig, weil am Anfang denkt man sich “Ach, ich würd jetzt gern das und das aussagen mit dem Buch”,

23:00

Catherine R.R. Snow: da passt das dann noch alles total gut zusammen und … ich weiß jetzt nicht, in welche Kategorie von Autorin du so fällst, aber ich bin jetzt nicht unbedingt ein Discovery-Writer, aber auch nicht unbedingt ein Planer, ich bin etwas dazwischen und oftmals passiert es mir dann, dass das Buch dann plötzlich eine ganz andere Richtung geht und zum Schluss hab ich dann auch eine komplett andere Aussage nochmal, die dann nochmal besser zu dem Ganzen passt. Dann müssen eben gewisse Stellschrauben nochmal enger gedreht werden, sagen wir’s mal so. 

Eva-Maria Obermann: Ich glaub, das ist oft normal. Also ich kenn auch wirklich Leute, die sehr akribisch plotten vorher, mit Excel-Tabelle und alles ganz intensiv ausgearbeitet, mit zwei Notizbüchern von 300 Seiten für ein Buch, das zum Schluss dann 200 Seiten hat oder sowas. Und das ist alles legitim, das ist alles OK. Ich geh jetzt tatsächlich

24:00

Eva-Maria Obermann: das erste Mal den Weg, dass ich mir für meine Kapitel konsequent Stichpunkte gemacht hab, dass ich einfach vorher weiß: Das passiert in den und den Kapiteln, auch deswegen, weil ich zwei Sichtweisen in dem neuen Projekt hab. Einmal eine Protagonistin und einmal einen Protagonisten und halt diese unterschiedlichen Sichtweisen, die Blickwinkel rauskommen müssen und damt ich immer weiß, was als nächstes kommt und das übersichtlich habe, hab ich mir das angelegt. Das hilft mir sehr, dass ich schau, was es jetzt in diesem Kapitel ist, was in dieses Kapitel noch mit rein muss. Und ansonsten plotte ich tatsächlich, aber ich plotte wirklich sehr viel in meinem Kopf. Also wenig schriftlich, wenn dann eher mit Stichpunkten. Ich hab meine Charakterbögen da und vielleicht auch mal eine Mindmap oder Links, die ich brauche zum Recherchieren, aber ganz viel von diesem 

25:00 

Eva-Maria Obermann: Plotten passiert bei mir nicht analog oder handlich irgendwo, sondern in Gedanken.

Catherine R.R. Snow: Wow. Also ich muss ganz ehrlich sagen, wenn ich das machen würde, ich glaub, ich würde die Hälfte vergessen, aber da du ja auch Mama bist, was ich so über dich recherchiert habe, wundert es mich nicht, dass du so ein gutes Gedächtnis hast. Ich glaub, du musst das einfach, oder? Weil ich glaub, du hast 4 Kinder, oder?

Eva-Maria Obermann: Ja genau, ich hab vier Kinder. 

Catherine R.R. Snow: Weil ich dich da eh fragen wollte, wie es zu Keule, Nudel, Knopf und Rabe gekommen ist. 

Eva-Maria Obermann: Zu den Namen oder zu den Kindern? *lacht*

Catherine R.R. Snow: Zu den Namen natürlich! *lacht* Sorry! 

Eva-Maria Obermann: Ich wollte nicht die Namen meiner Kinder online benutzen.

Catherine R.R. Snow: Verständlich.

Eva-Maria Obermann: Und ich wollte auch nicht die Spitznamen online benutzen, die sie auch im Alltag oft hören, damit nicht irgendjemand hingehen kann und sagen kann “He, du bist doch Keule, komm mal mit” oder sowas. Es geht hier um

26:00

Eva-Maria Obermann: mehrere Ebenen des Schutzes und Persönlichkeitsschutz, aber auch um sehr effektiven Schutz für meine Kinder. Das sind diese Spitznamen… Also die kennen sie auch und ab und zu benutzen wir sie. Aber sie wissen auch, dass sie da nicht drauf reagieren, wenn das jemand anderes sagt. Das sind sehr interne Spitznamen und das sind auch wirklich die, die nur ich nutze, die benutzt niemand sonst. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Das passiert oft zwischen dem 1. und 2. Geburtstag, dass ich denke “Woah, dieses Kind ist ne freche Nudel” oder sowas. Und dann kommt das so raus und die benutze ich dann eben, wenn ich über sie online rede aus eben den Gründen, die ich schon genannt habe. Und ich glaub, das funktioniert ganz gut, das ist auch ganz amüsant. Ganz viele Leute schmunzeln, wenn ich die Namen benutze.

Catherine R.R. Snow: Also quasi wie ein Pseudonym, ohne dass man weiß, dass es jetzt der oder der ist.

Eva-Maria Obermann: Genau.

27:00

Eva-Maria Obermann: Ich bin ganz gespannt, weil Keule wird jetzt 13 und wie das dann wird, wenn da Social Media ins Spiel kommt und Online-Aktivität ins Spiel kommt. Und da bin ich mal gespannt, wie das in Zukunft wird mit Keule. *lacht*

Catherine R.R. Snow: Was ich mich auch eigentlich noch gefragt hab, wenn wir schon bei den Namen sind: Wie bist du denn eigentlich auf deinen – ich sag jetzt mal – Bloggerinnen-Namen gekommen?

Eva-Maria Obermann: Meinen Social-Media-Namen.

Catherine R.R. Snow: Genau.

Eva-Maria Obermann: Variemaa. Da bin ich ja auf Twitter zu finden, auf Twitch, auf Instagram, also überall. Und eben auch im Nornennetz darunter aktiv. Es ist tatsächlich ein Anagramm meines Namens – meines Vornamens. Also es ist ein Buchstabenspiel. 

Catherine R.R. Snow: Das hab ich mir eh schon gedacht. Aber ich wollte dich dann trotzdem nochmal fragen, weil … Ich mein, du siehst es ja in meinem Fall: Ich hab dann

28:00

Catherine R.R. Snow: ja doch ein bisschen anders mit meinem Namen gespielt und bei dir war’s dann eben so, und ich wollte dich dann unbedingt noch fragen. Ich glaub, für viele ist das … Ich sag jetzt mal … Naheliegender, einfach etwas mit ihrem Vornamen und dann etwas Anderes noch zu machen, etwas, das ihnen gefällt oder das sie gern haben oder etwas zu übernehmen, von dem sie – keine Ahnung – in der Popkultur positive Erfahrungen damit gemacht haben. Und bei dir war’s dann eben dieses Anagramm. Und ich fand das wirklich total außergewöhnlich, sagen wir mal so. 

Eva-Maria Obermann: Also, ich veröffentliche ja unter meinem Realnamen, ich hab ja kein Pseudonym für mich. Und dieser Social-Media-Name, den wollte ich eindeutiger haben. Weil Eva-Maria Obermann ist jetzt nicht so “besonders”, so etwas mit viel Wiedererkennungswert. Und

29:00

Eva-Maria Obermann: da hab ich drüber nachgedacht und … Ich hab halt Germanistik studiert und das heißt, es war naheliegend, irgendwas mit Wortspielereien zu machen.  Und ich hab das ausprobiert mit meinem Vornamen, ob ich eben auf etwas komme, was mir gut gefällt und ich bin sehr, sehr glücklich mit Variemaa. Ich kann mich sehr damit identifizieren und ja … Das bin ich! 

Catherine R.R. Snow: Also ich find’s auf jeden Fall total toll. Beim ersten Mal wo ich drüber gelesen hab, dacht ich mir “Das klingt wie ein Lied der Elben!” 

Eva-Maria Obermann: Ja, es hat halt was Phantastisches mit den Vokalen und diesem Klang. Auch weil dieses V wie ein W gesprochen wird am Anfang. Variemaa, … das hat irgendwas Melodisches. 

Catherine R.R. Snow: Find ich auf jeden Fall total toll. 

Eva-Maria Obermann: Wenn du jetzt nicht an deiner Fortsetzungs-Kurzgeschichte schreibst, was

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Eva-Maria Obermann: schreibst du dann gerade? 

Catherine R.R. Snow: Im Moment schreib ich an … wie soll ich denn das jetzt sagen, ohne zu viel zu verraten?  … Also ich hab jetzt erst angefangen. Die Idee ist mir vor zwei Wochen gekommen und ich bin jetzt schon bei den ersten 10.000 Wörtern, so um den Dreh rum. Es ist noch nicht übertrieben viel, aber ich hab mir schon relativ viele Gedanken dazu gemacht. Ich nenne jetzt einfach mal ein paar Schlagworte und zwar: Diebesgilde, Fantasy, Steampunk und Krieg zwischen Elfen und Menschen bzw. prinzipiell Magischen und Menschen. 

Eva-Maria Obermann: Okay. Du hast Steampunk gesagt. Von Krieg und den anderen Begriffen hätte ich eher auf High Fantasy geschlossen, deswegen bin ich sehr gespannt.

Catherine R.R. Snow: Ja, ich muss dazu sagen: Ich breche gern mal mit gewissen,

31:00

Catherine R.R. Snow: vorherrschenden Normen in so einem Fall. Also mein letzter Roman war auch … ich sag jetzt mal … eine Mischung aus Fantasy und Sci-Fi, von der ich nicht gedacht hätte, dass sie so funktioniert. Aber ich muss sagen, sie hat dann ehrlich gesagt ziemlich gut funktioniert und ich werde dann zu dem im Laufe des Jahres, wie sich das Ganze entwickelt … Aktuell liegt es mit einer Bewerbung vor. Ich kann jetzt noch nicht mehr dazu sagen, aber vielleicht wird es dann ja nächstes Jahr soweit sein.

Eva-Maria Obermann: Ich bin sehr gespannt, werd ich im Auge behalten.

Catherine R.R. Snow: Woran schreibst denn du aktuell?

Eva-Maria Obermann: Also das, wovon ich vorhin sehr viel erzählt hab, ist tatsächlich Romance. Es gibt ein phantastisches Element, aber das ist relativ klein, also ich weiß noch nicht, ob ich das wirklich vom Nornennetz … also für das Nornennetz relevant wird am Schluss. Das ist ein Young-Adult-Band-Roman.

32:00

Catherine R.R. Snow: Oh! 

Eva-Maria Obermann: Es fehlt aber danach … Also ich plotte quasi parallel an einer Geschichte, die hab ich bereits angefangen und hab mich dann zwischenzeitlich sehr schwer damit getan. Und das ist eine Science-Fiction-Märchenadaption. Das ist dann was Dystopisches, es geht da ums “Wer ist man selbst?” Also in meinen Büchern geht es oft um Identität, Identitätsentwicklung auch und diese Frage “Wer bin ich eigentlich?” Und da gehts dann auch wieder in diesem Sci-Fi-Märchen drum und es wird sehr divers, da freu ich mich sehr darauf. Ich hoffe, ich hab jetzt den Abstand, den ich brauche und da die nötigen Veränderungen zu machen und das Ganze da hin zu führen, wo ich es haben möchte. 

33:00

Catherine R.R. Snow: Also es klingt auf jeden Fall sehr spannend, nicht nur jetzt aus der Sicht einer Autorin, sondern auch aus der Sicht einer wirklich begeisterten Leserin von genau solchen Dingen. Und ich bin echt schon total gespannt, was du daraus machen wirst. 

Eva-Maria Obermann: Dankeschön!

Catherine R.R. Snow: Ich muss auch dazu sagen, nachdem du noch erwähnt hast, dass es bei dir auch um das “Wer bin ich?” “Wo will ich hin?” geht: Das ist auch eines der zentralen Themen in dem Buch, das ich jetzt gerade erwähnt habe. Wie soll ich denn sagen? Also ich hab das vor allem im Sinne von einem magischen Setting auch auf Alltagsprobleme umgemünzt. Sagen wir mal so: Also, wir haben ja alle gerade im letzten Jahr sehr viel Zeit mit uns selbst verbracht und haben auch in diverse Abgründe gesehen. Und genau das thematisiere ich auch irgendwo jetzt in meinem neuen Roman. Eben wie gesagt in einem phantastischen, abenteuerlichen Setting, aber 

34:00

Catherine R.R. Snow: meine Charaktere werden definitiv mit der ein oder anderen Sache konfrontiert werden, die nicht gerade angenehm ist. 

Eva-Maria Obermann: Ja das gehört dazu, glaub ich. 

Catherine R.R. Snow: Definitiv. 

Eva-Maria Obermann: Bei mir ist es auch so, dass die Figuren meiner Protagonist:innen … Die sind nie perfekt und die hadern auch immer mit sich. Und versuchen sich selbst auf eine Bahn zu bringen, mit der sie selbst einverstanden sind. Und machen dabei auch Fehler. Ich find es ganz wichtig, dass ich meine Figuren Fehler machen lasse. 

Catherine R.R. Snow: Oh ja. 

Eva-Maria Obermann: Wie siehst du das?

Catherine R.R. Snow: Also ich finde das wahnsinnig wichtig. Ich hab jetzt vielfach … Ich sag mal … große Geschichten, egal aus welchem Genre, die mir gefallen, die aber auch der breiten Masse gefallen sehr oft analysiert und auch die Charakter und

35:00

Catherine R.R. Snow: Charakterentwicklungen analysiert. Und da ist mir eben aufgefallen, dass die Sachen, die wirklich gut funktionieren, immer die sind, die nicht auf Anhieb funktionieren. Wenn du weißt, was ich meine. Also … Wo man den Charakter auch mal beim Scheitern zusieht bzw. merkt, wie er zerbricht und dann einfach nochmal neu an die Sache losgeht. 

Eva-Maria Obermann: Ja. Das ist ganz interessant und das ist auch das, was ich wirklich “mag”. Hört sich jetzt ein bisschen böse an, aber meine Figuren zerbrechen. Die müssen sich selbst wieder zusammensetzen und da entsteht dann ein neues Bild. Und das ist teilweise auch sehr schmerzhaft. Kommt vielleicht eben auch daher, dass ich selber solche Erfahrungen gemacht hab mit – wir haben ja vorher schon über Mobbing geredet und auch mit Depressionen. Dieses tiefe Nicht-Glücklichsein mit sich selbst und 

36:00

Eva-Maria Obermann: den Versuch, es doch irgendwie zu werden. 

Catherine R.R. Snow: Ich fühl das grad total. Ich weiß ganz genau, was du meinst. 

Eva-Maria Obermann: Es ist jetzt natürlich eine Situation, in der wir uns befinden, mit Lock-Down und diese große Gefahr und Unsicherheit, die wir haben. Nochmal was ganz Anderes, das im Nacken zu haben. Du hast letztes Jahr ein Buch veröffentlicht …

Catherine R.R. Snow: Ja, das war mein Debüt. *lacht*

Eva-Maria Obermann: Und dann kam Corona. Und hast du das gemerkt?

Catherine R.R. Snow: Also ich muss sagen, anfangs noch nicht. Es hat einige Zeit gedauert, aber als – ich sag jetzt mal – die Zeit, in der ich draußen sein musste und in der alles geschlossen hatte … Ich meine, ich geh ganz gern zum Schwimmen und da hab ich dann schon gemerkt, dass mir das total abgeht. Das mir zum Teil die Bewegung fehlt. Ich bin nämlich nicht jemand, der jetzt sagt: Okay,

37:00:

Catherine R.R. Snow: ich geh jetzt mal eine Runde bei uns in der Stadt spazieren, weil es mir einfach nicht die Erholung gibt, die ich mir vielleicht wünschen würde. Und da hab ich dann schon langsam gemerkt, dass es mir auch auf die Psyche schlägt. 

Eva-Maria Obermann: Hättest du denn auch Lesungen gehabt, die jetzt ausgefallen sind oder wärst du auf Messen gefahren mit deinem Buch?

Catherine R.R. Snow: Ich wär wahnsinnig gern auf die Messen gefahren, ich hätte es auf jeden Fall schon in Planung gehabt  und das fand ich eben sehr, sehr schade, aber gleichzeitig denke ich mir: Wenn es nicht möglich ist, ist es halt nicht möglich. Und es wird sicherlich nicht das letzte Buch sein, das ich veröffentliche. Es ist zwar schade für mein Debüt, dass es in so einem Jahr etwas untergeht, aber gleichzeitig war es auch eine Chance, weil ich sehr viel Zeit zuhause verbracht hab und natürlich als Studentin sehr viel Zeit zum Schreiben hatte, das muss man jetzt ganz realistisch mal sagen.

Eva-Maria Obermann: Das heißt, du hast viel vorgearbeitet für weitere Bücher?

Catherine R.R. Snow: Genau. Also 1,5 hab ich ja jetzt schon fertig. Von daher

38:00

Catherine R.R. Snow: war es eigentlich fürs Schreiben eine ganz gute Zeit, aber eben – ich sag jetzt mal – nicht ganz ohne für die Psyche.

Eva-Maria Obermann: Ne, das definitiv nicht. Ich bin ein sehr introvertierter Mensch, ich bin sowieso sehr gern zuhause. Aber mir fehlt es auch. Also wir hatten Spieleabende mit Freunden oder dieses Rausgehen, das es doch etwas … So Kleinigkeiten vielleicht auch. Und ich bin mir auch sehr sicher, dass wir nicht zu dem Prä-Corona zurückkehren, sondern dass irgendetwas Neues kommt. Das ist nicht eine Pause, keine Pause gewesen, sondern ein Einschnitt. Und es hat sich sehr viel geändert, glaub ich.

Catherine R.R. Snow: Das auf jeden Fall. Also wir können echt – ich sag jetzt mal – keiner von uns kann sagen, wo die Reise hingeht, 

39:00

Catherine R.R. Snow: Wie es dann wirklich aussehen mag, wenn das Ganze unter Anführungsstrichen vorbei ist. Also ich würde mich jetzt nicht trauen, eine Zukunftsprognose zu machen, aber es wird auf jeden Fall anders als davor. Da geb ich dir recht.

Eva-Maria Obermann: Aber ich hoffe unsere Bücher sind immer noch da.

Catherine R.R. Snow: Oh, das auf jeden Fall! Also ich glaub, da brauchen wir uns keine Sorgen machen, weil die Leute sitzen zuhause, sie brauchen Bücher, also müssen wir schreiben! Es wird nichts nützen! 

Eva-Maria Obermann: Ich glaub auch, dass ganz viele das gemerkt haben: Also diesen Wert von Literatur. Irgendwann sind die Netflix-Serien durchgeguckt, sonst gibt’s irgendwie auch nicht viel Neues und ich glaube, den Wert von Literatur haben viele vor allem im letzten Winter doch wieder kennen und schätzen gelernt. Es war natürlich trotzdem sehr hart für Autor:innen und andere Kulturschaffende

40:00

Eva-Maria Obermann: und die Buchläden, weil ja die Laufkundschaft nicht da war. Und die Messen ausgefallen sind und jetzt weiterhin ausfallen. Aber wir haben jetzt ganz viele digitale Angebote und ich finde es so schön, was in unserer digitalen Landschaft passiert ist. Dieses “enger zusammenrücken” und der Zusammenhalt, der auch passiert ist. Jetzt im April ist ja auch wieder das Literaturcamp Heidelberg und das Nornennetz ist dabei. Ich freu mich sehr, darauf. Kommst du dazu? Weißt du das schon?

Catherine R.R. Snow: Ich muss jetzt noch schauen wie es bei mir im April mit den Vorlesungen aussieht, weil ich gesehen hab, dass es im März ganz ganz schlimm wird. Aber solange es im April halbwegs gut aussieht, würde ich ganz gerne dabei sein, weil das auch das erste Mal für mich wäre. Nachdem ich jetzt wirklich seit ich veröffentlicht habe sehr viel mehr in der Buchbranche mache, also auch mit dem ganzen Vernetzen und so, neue Leute kennenlernen, neue Sachen wie den 

41:00

Catherine R.R. Snow: NaNoWriMo für mich entdeckt hab. Ich mein, ich kannte es davor schon, aber mitgemacht hab ich halt noch nie *lacht*. Von daher bin ich definitiv sehr, sehr geneigt, auch das zu machen bzw. prinzipiell viel auszuprobieren und viel heuer anzuleiern, damit die Leser und Leserinnen mich kennenlernen und vielleicht auch das ein oder andere meiner Bücher jetzt oder zukünftig dann erwerben wollen.

Eva-Maria Obermann: Ich glaube, diese Art von Aufmerksamkeit für Online-Werbung, also Online-Lesungen oder einfach diese Grafiken, die wir als Werbung natürlich erstellen… Ich glaube, die haben viel mehr Aufmerksamkeit bekommen und ich hoffe, dass die auch nicht ganz wegfällt. Also dass da einfach dieses Gespür, dieser Gedanke “ah, da ist ja was!” und … Es muss nicht immer 

42:00

Eva-Maria Obermann: das große Plakat im Schaufenster sein, sondern es darf ein bisschen mehr sein und Kleinverlage, Selfpublisher:innen, die sind auch da! Und die sollten auch gelesen werden. Und ja, ich hoffe, das bleibt. 

Catherine R.R. Snow: Und wenn nicht, dann werden wir schon dafür sorgen.

Eva-Maria Obermann: Ja wir sowieso! Das Nornennetz setzt ja genau da an.

Catherine R.R. Snow: Eben, das find ich so sympathisch und das find ich auch so toll, dass es einfach eine Möglichkeit gibt, als Autorin in der Phantastik – sag jetzt mal – sich gut zu vernetzen und sich gut zu positionieren, aber auch dafür zu sorgen, dass wir mehr Sichtbarkeit haben. 

Eva-Maria Obermann: Das ist ein schönes Schlusswort! Mehr Sichtbarkeit! 

Catherine R.R. Snow: Auf jeden Fall. Ich bedanke mich, dass du dir die Zeit genommen hast, um mit mir über dieses und jenes zu sprechen. Es hat mir wirklich sehr gut gefallen, dich auch auf dieser Ebene ein bisschen besser kennenzulernen.

Eva-Maria Obermann: Ich hab mich auch sehr gefreut, Catherine.

Writers on Writers

43:00

Eine Aktion vom Nornennetz. Es sprachen miteinander: Eva-Maria Obermann und Catherine R. R. Snow. 

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