Goldene Schreibfeder, die eine Reihe Sterne hinter sich her zieht
Schicksalsstöcke

Gastbeitrag: Vom Leben als Buchfee von Irina Christmann

Jeder Lesebegeisterte kennt das Problem. Man hat da ein Buch, das man einfach nicht so gut fand, dass es ins Bücherregal soll. Aber ein Buch wegwerfen? Undenkbar! Was also kann man machen, wenn man niemanden im Bekanntenkreis hat, dem man das Werk vermachen kann?

In jedem Regal finden wir Bücher, die wir teilen wollen. Aber wie?

Oder dieses eine Buch, das man immer und immer wieder lesen will. So sehr, dass man anderen Menschen eine Freude damit machen möchte!

Booksontherun

In den letzten Jahren vermehren sich die öffentlichen Bücherregale und werden auch gerne genutzt. Doch es gibt auch noch andere Möglichkeiten, seine Bücher auf Reisen zu schicken. Diesem Ziel hat sich die Plattform booksontherun verschrieben. Im Gegensatz zu anderen Büchertauschorganisationen wählen die Gründerinnen Samantha und Davina aus einer Vielzahl von Bewerbungen Bücherfeen und Buchninjas aus, die dann für den festgelegten Zeitraum Bücher „auf Reisen“ schicken. In Bus, Zug und S- oder U-Bahnen oder den dazugehörigen Bahnhöfen.

Einfach zurücklassen?

Klingt alles super einfach und komplikationslos, aber das ist es nicht. Habt ihr schon mal ein Buch verloren? Ihr greift in Eure Tasche und es ist weg. Ein schreckliches Gefühl. Klar, man kann es sich einfach nochmal kaufen, weiterlesen, aber da draußen ist irgendwo DEIN Buch. Ganz alleine und hoffentlich in Sicherheit.

Mit #booksontherun werden Bücher in den öffentlichen Verkehrsmitteln ausgesetzt, gefunden und wieder gelesen

Als Buchfee oder Buchninja führt man diesen Zustand des Verlustes zwar absichtlich herbei, das macht es aber nicht einfacher, das Buch einfach zurück zu lassen. Es liegt da, neben dir auf dem leeren Sitz, du machst dein Foto und dann musst du dich trennen. Von einem Schatz. Einer Geschichte, die dich etwas gelehrt hat, oder dir Freude gemacht hat. Tatsächlich fiel es mir** bei Büchern, die ich nicht selbst gelesen hatte, wesentlich leichter. Aber immer war da dieses komische Gefühl … Was wenn jemand mein Buch einfach wegwirft, anstatt es liegen zu lassen, weil es ihn nicht interessiert. Allerdings werde ich auch nie erfahren, was aus meine Bücher geworden ist. Insgesamt sind es bisher 13. Und bei keinem ist es mir wirklich leicht gefallen. Fünf weitere liegen noch vor mir, die ich extra für diesen Zweck gekauft habe. Alles in allem war ich gerne Buchfee, besonders da meine Dienstzeit mit der von Eva-Maria Obermann zusammenfiel.

Besondere Erlebnisse, die bleiben

Was ich nie vergessen werde, war der nette Mann, der eigentlich hätte weiterfahren müssen, aber mir samt meinem soeben frisch ausgesetzten Buch nachgelaufen ist, um es mir wiederzubringen. Leider sprach er kein Wort deutsch oder englisch, so dass er bis heute eine Ahnung hat, was ich versucht habe, ihm zu erklären.

Immer wenn ich den Hashtag #wirlassenBuecherwandern sehe, denke ich an meine Bücher und hoffe, nach wie vor, dass es ihnen gut geht, da wo sie jetzt sind. Aber ich würde es nochmal machen, wenn sich die Gelegenheit ergibt!

**Autorin dieses Beitrags ist Irina Christmann

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diandralinnemann
6 Jahre zuvor

Das ist eine tolle Idee! Meine „höchstens einmal“-Bücher landen meistens im lokalen Bücherschrank, der liegt schön zentral (direkt über dem Supermarkt). Allerdings muss ich immer sehr aufpassen, nicht mehr Bücher mitzunehmen, als ich hingebracht habe …