Schicksalsstöcke

Ready Player One oder Das war doch im Buch ganz anders von Cazze

Achtung! Dieser Beitrag enthält Spoiler zu »Ready Player One«.
Buch und Film.
Solltest du eines von beiden noch nicht gelesen/gesehen haben, bitte Artikel nicht lesen. Außer du hast nichts gegen Spoiler. Dann viel Spaß!

Ich** gehe gerne ins Kino. Ich liebe es, wenn das Licht ausgeht und nach der dritten Dolby-Atmos Werbung endlich der Film losgeht.
Besonders haben mir es Buchverfilmungen angetan. Einer der letzten Buchverfilmungen, die ich im Kino gesehen habe, war Ready Player One. Ich hatte das Buch schon ewig auf meiner Wunschliste rumfliegen, als ich den Trailer zum Film sah. Nach dem epischen Trailer dachte ich.
»Okay. Ich muss diesen Film sehen. Aber vorher lese ich noch das Buch.«
Das Buch habe ich dann innerhalb weniger Tage durchgesuchtet.

Ready Player One
Das Buch. Vorlage und doch ganz anders (Cover: S. Fischer Verlage)

In Ready Player One gibt es die OASIS. Die OASIS ist eine von James Donovan Halliday erfundene Virtuelle Welt, in der sich so ziemlich alle Menschen im Jahr 2045 flüchten und dort alles tun können, was sie wollen. Arbeiten, spielen, Freunde treffen. Sogar zur Schule gehen kann man dort.
Im Jahr 2040 verstarb Halliday und hinterließ ein riesiges Easter Egg in der OASIS. Wer dieses fand, erbte die OASIS und sein Vermögen. Doch dieses Easter Egg ist schwer zu finden und zu Beginn der Story hatte noch niemand auch nur einen Hinweis auf das Easter Egg gefunden.

Der Protagonist Wade Owen Watts ist ein Waisenjunge, der bei seiner Tante und deren Lover und den slumähnlichen Stacks aufwächst. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht Hallidays Easter Egg zu finden und hat sich über die Jahre ein beachtliches Wissen über die Popkultur der 80er und 90er des 20. Jahrhunderts angeeignet, da Halliday ein riesiger Fan davon war.
Wade ist mit einem Typen namens Aech befreundet, der auch nach Hallidays Easter Egg sucht und total verknallt in eine Spielerin namens Art3mis.
Gegenspieler ist die Konkurrenzfirma IOI mit Konzernvorstand Nolan Sorrento, der die OASIS in eine Pay-to-win oder gar Pay-to-play Welt verwandeln will.

Soweit die Geschichte.
Ich habe mir im Kino den Film angesehen und festgestellt.

Moment. Das war im Buch das ganz anders.

Und nicht nur ein bisschen anders. Sondern ganz schön anders.
Das fing schon bei den Aufgaben an, die unser Held zu bestreiten hatte.
Im Buch befindet sich der erst Schlüssel von insgesamt dreien, die zum Easter Egg führten, auf Ludus. Das ist der Planet, auf dem sich die Schulen befinden und es somit wade jeden Tag dorthin verschlägt.

Im Film dagegen war es ein Rennen und der Schulplanet wurde gar nicht erwähnt. Ganz im Gegenteil. Es gab sogar einen Flashback mit der Verkündigung der Jagd nach dem Easter Egg und es wurden Reaktion Shots gezeigt. Unter anderem auch eine Schulklasse. Die hatten zwar alle hochmoderne Tablets, hatten den Unterricht aber in einem ganz normalen Klassenzimmer. Sie waren nicht Zuhause und haben über die OASIS den Unterricht besucht, was ein Punkt war, weshalb Wade die OASIS so toll fand. Und so zog sich das über alle Aufgaben. Aus War Games wurde Shining und auch die letzte Aufgabe wurde angepasst, dass das Publikum auch die Anspielung dahinter verstand. Was ich gar nicht so schlecht fand, denn ich kannte War Games nicht, aber Shining (auch wenn ich den Film nie gesehen habe, shame on me).

Genuss oder Frustration? Wenn der Film vom Buch abweicht (Photo by Charles Deluvio 🇵🇭🇨🇦 on Unsplash)

Des Weiteren wurden die wahren Identitäten von Wades Verbündeten auch viel früher aufgedeckt als im Buch. Gerade Art3mis, in die er sich verliebt, sieht er im Buch erst nach dem Endkampf gegen Nolan Sorento und seine Sechser. Im Film dagegen kurz nachdem er den ersten Schlüssel erreicht hatte. Für den Zuschauer ist das aber ok, denn er hat eine ganz andere Ausgangsposition. Während man sich beim Lesen immer wieder fragt, was es denn mit Art3mis auf sich hat, sieht man sie beim Film schon vorab. Nämlich auf dem Filmplakat. Und in den Trailern. Und dann wäre es natürlich sinnlos eine Spannung zu etwas aufzubauen, was der Zuschauer schon längst weiß.

Es gäbe noch viele Beispiele, die ich aufzählen könnte. Doch ich habe  festgestellt, dass die meisten Unterschiede Sinn ergeben. Man erzählt in einem Buch die Dinge ganz anders wie in einem Film und hat da auch ganz andere Mittel.
Solltest du dich also bei der nächsten Buchverfilmung fragen, warum dieses oder jenes nicht im Film vorgekommen ist: Dramaturgisch gesehen hat es bestimmt irgendeinen Sinn, auch wenn es nur ums Filmplakat geht.

Und mal ehrlich: Wenn alles genauso wäre wie im Buch, dann wäre der Film doch langweilig. Oder?

**Autorin des Beitrags ist Cazze

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Daarin
Daarin
5 Jahre zuvor

Kenne weder das Buch noch den Film, aber War Games durch Shining zu ersetzen spricht dann wohl eher dafür, dass ich mir das Buch ansehe. Denn Shining kenne ich nicht und würde wahrscheinlich kaum eine Anspielung darauf verstehen, War Games kenne ich dafür ziemlich gut.