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Schicksalsstöcke, Stöberrunde

Praktische Hilfen für Autor:innen, Teil 2: Der Ortsgenerator

23.5.2025

In Teil 1 dieser Reihe habe ich den Kartengenerator vorgestellt. Auch er stellte bereits etliche Namen für Städte, Burgen und Gegenden bereit. Aber man hatte keinen Einfluß darauf. Für manche mögen diese Namen genau das Richtige sein, für andere eher nicht. Da wünscht man sich mehr Optionen.

Jetzt sind sie da – und zwar nicht nur ein, sondern gleich drei Ortsgeneratoren!

Namen für Fantasyromane zu entwerfen, ist für viele eine hohe Kunst, mit der sie viel Zeit verbringen. Der Name soll ja zur Welt passen und vielleicht sogar noch ein wenig über den Ort aussagen. Um allen möglichst vielfältige Auswahlmöglichkeiten zu geben, kann man nicht nur einige Details einstellen, sondern auch den kulturellen Hintergrund in gewissem Rahmen auswählen.

Der erste Generator ähnelt dem Ortsnamensgenerator aus Teil 1: er erzeugt Ortsnamen im Kontext des angloamerikanischen Sprachraums. Man kann nicht nur die Anzahl der gewünschten Orte, sondern auch die minimale und maximale Länge des Ortes einstellen. Und das Beste: der Level des Realismus ist stufenlos wählbar zwischen fantastisch, ausgewogen und realistisch. Als Grundlage wurden hier die Strukturen realer (und einiger wahrscheinlicher) Städtenamen hinzugezogen. Auf diese Weise kann man zu immer weiteren Namen kommen, ohne dass man immer wieder neue Karten erstellen muß. Am besten hat man den Kartengenerator in einem Browsertab und diesen Generator in einem anderen. Auf diese Weise kann man sich schnell Ersatz für Namen auf der Karte zusammenklicken.

Der zweite Generator ist besonders für den deutschen Sprachraum angepasst. Auch er beruht zu einem Teil auf (deutschen) Städten und geläufigen Kombinationen. Auch hier kann man den Level des Realismus einstellen. Bei den Wortkomponenten wurde darauf geachtet, daß nicht nur „heroische“ Namen (gemeint sind besonders klangvolle wie Königsbrunn, Goldheide und Drachenberg) entstehen, sondern auch bewusst schlichte und seltsame. Denn solche Varianten machen die Vielfalt eines Landes viel glaubhafter. Hierzu ein Beispiel aus der Praxis.

Die deutsche Städteliste bietet bereits eigenwillige Ortsnamen wie Feuchtwangen, Finsterwalde, Geilenkirchen, Leichlingen, Klötze, Künzelsau, Müllrose und Speicher. Es muß vor Jahrhunderten in Nordrhein-Westfalen zwischen Siegburg und Seelscheid zudem eine Zeit gegeben haben, in welcher für die Benennung von neuen Ortschaften zwei Regeln galten:

1. Nenne die Ortschaft nach deinem Geisteszustand

2. Nenne die Ortschaft nach dem erstbesten, was du dort siehst

Entsprechend Regel 1 sind die Orte Schreck, Wahn und Hohn entstanden; nach Regel 2 die Orte Straßen, Winkel, Busch und Stein. Nun, das mit den Regeln ist sicherlich nicht historisch korrekt, aber mir ist schleierhaft, wie man einen Ort Straßen nennen kann! Offensichtlich stellt es kein Alleinstellungsmerkmal dar.

Diese Methodik ist selbst für mich zu extrem, aber ich habe zumindest ermöglicht, dass es volksnahe Namen wie Humpenwedel, Mieslitz, Hackengries und Gnatzrode geben kann. Für kleine Ortschaften mit merkwürdigen Nebenhandlungen sind sie wie geschaffen. Nebenbei wirken sie auf Autor:innen vermutlich inspirierender und prägen sich Leser:innen besser ein. Einfacher kann man Teile seines Werks nicht in den Köpfen der Leserschaft verankern.

Wem diese Namen zu obskur oder banal vorkommen, braucht den Generator lediglich auf mehr Fantasy-Anteil einstellen, und die ungeliebten Namen werden weitgehend verschwinden.

Kommen wir zum dritten Generator. Er ist für vier kulturell unterschiedliche Sprachräume vorgesehen: deutsch, slawisch, arabisch, japanisch. Ansonsten ist die Bedienung praktisch gleich. Der deutsche Anteil ist hier ein wenig gemäßigter als im vorigen Modell.

Hinsichtlich der drei anderen Varianten übernehme ich keine Garantie, dass die erzeugten Worte nicht irgendwelche überraschenden Bedeutungen haben. Aber Recherchen hinsichtlich der verwendeten Namen sind ohnehin stets zu empfehlen. Man kann sie einfach in Google Translate oder DeepL werfen und schauen, was sich ergibt. (Bei Personennamen ist dies um so wichtiger: man möchte seinen Anime-Held wahrscheinlich nicht 臆病者 [Okubyōmono] nennen. Außer, wenn es zum Plot gehört und man Foreshadowing betreiben möchte. Doch zu Personennamen komme ich erst in einem späteren Teil dieser Reihe.)

Vielleicht fragen sich einige nun: Warum sind es drei Generatoren statt einem, der alles in sich vereint? Wie ich oben dargestellt habe, gibt es hier Nuancen, und diese lassen sich in unterschiedlichen Programmen leichter pflegen. Es ist auch praktischer, wenn zukünftig noch Erweiterungen hinzutreten könnten. Für die User:innen ergibt sich auf jeden Fall eine reichhaltigere Auswahl bei der Bestimmung ihrer Orte.

Und das ist schon wichtig. Als Autor:innen wollen wir der Leserschaft helfen, sich unsere Schauplätze so gut wie möglich vorzustellen. Dazu gehört nicht nur die Beschreibung, sondern eben auch der passende Name, der zum Rest des Landes passen sollte und genau das Mittel ist, über das die Leser:innen später über unsere Inhalte kommunizieren. Machen wir es ihnen leicht! Geschickt gewählte Namen sind nicht nur Etiketten, sondern tragen die Stimmung des Werks mit. Wer hat nicht direkt bei der Nennung von Fangorn, Casterly Rock, Camelot, Shadowmarch, Novaria bestimmte Bilder vor Augen, einen lebendigen Eindruck von einem spezifischen Ausschnitt der Welt?

Der richtige Name trägt maßgeblich zur Magie der Orte bei.

Diese drei Generatoren bieten eine große Zahl an Varianten für verschiedene Szenarien an und sollen dabei helfen, die Schauplätze treffend und einprägsam zu benennen. Probiert es aus!

https://dengine.nornennetz.de/map/ortsgenerator.pl

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