Schicksalsstöcke

Literarische Weltreise zum Frauenwahlrecht – Kimberley Freeman (Australien)

Von Japan segeln wir bis nach Australien.

Eine weiße Weltkarte mit zwei goldenen Flecken in der Position Japans und Australien. Ein roter Pfeil führt vom ersten zum zweiten.

Kimberley Freeman ist eine australische Schriftstellerin und Professorin der Literatur an der Universität Queensland. Sie schreibt sowohl unter ihrem Klarnamen als auch unter dem Pseudonym Kim Wilkins. Von ihr erschienen mehrere historische Romane – sie ist Meisterin der contemporary women‘s fiction – Kinderbücher, Horror- und Fantasyromane. Lange Zeit lebte sie in England und Deutschland.

Eines der mir eingängigsten Zitate stammte aus ihrem historischen Roman »Wildflower Hill« (Der Wind der Erinnerung):

»Es gibt zwei Arten von Frauen. Solche, die Dinge tun und solche, denen Dinge angetan werden.«

Wie alle ihre Bücher hat dieses eine historische Komponente. Contemporary women‘s fiction verbindet die Handlungsstränge zweier Frauen, eine in der zumeist lange vergessenen Vergangenheit und eine in der Gegenwart, die die Geschichte der anderen entdeckt und von ihr zunehmend beeinflusst wird. Die Heldin der Vergangenheit aus Wildflower Hill heißt Beatti und baut sich ein Business auf, in dem sie Kleidung für arbeitende Frauen entwirft und herstellt. Als Frauen 1962 in Australien zur Wahl zugelassen werden, ist sie bereits eine Selfmade-Millionärin. Daneben verblassen die Errungenschaften ihrer Enkelin Emma, die die handelnde Figur der Gegenwart ist, nahezu. Aber das Buch endet mit der Erkenntnis, dass Emma mehr vom Leben will und die Stärke ihrer Großmutter in sich spürt.

Ja, es sind Frauen, die Dinge tun, die Grundpfeiler von Kimberley Freemans Romanen sind. Ob Frau Aug in Aug mit den Dämonen der Hölle, ob Drache gegen Frau oder Frau in einem Rettungsboot mit zwei Paddeln gegen den Sturm des Meeres. Sie bauen sich Imperien auf, sie ziehen in den Krieg, sie besteigen Throne, sie kämpfen um Machterhalt, ihre Freiheit, um das, was sie lieben. Sie wehren sich gegen religiöse Fundamentalisten, patriarchale Strukturen, sie lesen viel, eignen sich Wissen und Fertigkeiten an, stehen auf, auch wenn sie geschlagen oder verletzt sind. Sie genießen Sex (oder sind asexuell). Aufgeben ist für diese Frauen keine Option.

Zum Glück ist Kimberley Freeman eine Schreibmaschine und ich muss nie lange auf ein neues Werk warten. In Zeiten wie diesen, in denen Frauen, die Dinge tun und nicht aufgeben, dringend gebraucht werden, sind für mich – als Frau, die Dinge tut und nicht aufgibt – ihre Bücher ein Rettungsseil.

Wenn Kimberley Freeman mal keinen Roman vollendet (normalerweise so zwei im Jahr, immer um die 400 Seiten Action), um uns Frauen weltweit zu inspirieren, weiterzumachen, trainiert sie im Fitnessstudio oder mit ihrem Boxing Dummy. Der hat die Form eines weißen Mannes. Sie hat ihn Dick genannt. Auf Dick‘s Stirn steht Cork Bernard, womit höchstwahrscheinlich ein australischer konservativer Senator gemeint ist, deren politische Ziele wir wohl nicht näher beleuchten müssen. Auf der Brust steht Patriarchat, auf der einen Schulter Australische Christen Lobby auf der anderen ein gewisser Herr Weinstein. Ich denke, die Namen und Wörter, die so auf Dick geschrieben werden, wechseln auch mal. Schließlich wird die Farbe mit jedem Treffer verwischen.

Kimberley Freeman hat beneidenswert trainierte Arme …

Autorin: Claudi Feldhaus

Der nächste Beitrag führt uns ab dem 25.02.2020 nach Neuseeland.

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