Fragefreitag

Fragefreitag: Psychische Gewalt ist manchmal viel extremer als körperliche. Wie achtet ihr darauf, beim Schreiben nicht „zu viel“ einzusetzen?

Psychische Gewalt ist ein sensibles Thema, auch beim Schreiben. Heute fragen wir unsere Nornen danach, wie sie beim Schreiben darauf achten nicht zu viel davon einzusetzen. Teilt eure Meinung zu diesem Thema gerne auch unter dem Hashtag #Nornenfragefreitag mit uns.

Autoren Urlaub

Nike Leonard: Bei mir dient dich Schilderung von Gewalt immer einem Zweck.

Karin (E.) Novotny alias EmmaN: Gar nicht. Oft habe ich das Gefühl, wenn ich dann lese, was im realen Leben getan wird, dass meine Geschichten im Vergleich immer noch sehr harmlos sind.

Siiri Saunders: Bisher hatte ich noch nicht das Bedürfnis psychische Gewalt aus meinen Texten zu nehmen. So extrem kommt sie nicht vor oder sie musste eben so sein, wie ich sie geschildert habe. Trotzdem eine schöne Frage, über die ich erstmal nachdenken musste.

Diandra Linnemann: Ich habe erst einmal eine Konfliktszene aus einer Geschichte entfernt – nachdem mir Testleser, Lektorin UND Verlegerin glaubhaft erklärten, sie würden mit dem angegriffenen Charakter zu sehr mitleiden und die Protagonistin stehe durch die Szene schlecht da. Dabei war ich gerade auf die Szene handwerklich sehr stolz … aber ich wollte die Geduld der Leser auch nicht überstrapazieren.

Elenor Avelle: „Zu viel“ liegt im Auge des Betrachters. Bei der Erstfassung von „Infiziert“ haben sich meine Alphaleser darüber beschwert, dass ich die Folter von Charlie nicht zeige. Die Betaleser hingegen haben sich dann über die Folterszenen beschwert. Die Balance zu finden, war nicht so einfach.

Anna Kleve: Das kommt eigentlich immer auf die Geschichte an und hängt meiner Meinung nach auch stark vom Charakter des Antagonisten ab. Klar festlegen kann ich es nicht. Das mache ich eher nach Gefühl.

Laura Kier: Was ist zu viel? Vielleicht schreibe ich zu wenig über psychische oder körperliche Gewalt – wobei das stimmt nicht. Gerade in „Perfektion – Die Veränderten“ (Dystopie) habe ich durchaus ein entsprechendes Setting. Da ich keine negativen Stimmen zu dem Thema gehört habe, nehme ich an, das mein Bauchgefühl da stimmig war. Von daher höre ich auf mein Bauchgefühl und natürlich auch auf meine Testleser.

Grumpy Moon: Indem ich auf mein eigenes Gefühl höre. Es muss in die Geschichte passen und sollte mir als Autorin nicht zuwider sein, es zu schreiben. Bisher bin ich in dieser Hinsicht aber noch nie an meine Grenzen gestoßen, und da ich nicht für Kinder schreibe, muss ich auch nicht allzu sehr aufpassen.

Karin (E.) Novotny alias EmmaN: Jeder, der schon mal in Marquis de Sade reingeschnuppert hat, wird festgestellt haben, dass es abstumpft und damit auch langweilt. Es sollte zur Geschichte passen, und es sollte immer noch etwas Luft nach oben lassen, also eine Steigerung zulassen. Schließlich will man sich innerhalb seiner Geschichte ja nicht gleich alle Wege verbauen. Generell gilt in der Ausformulierung von Gewaltszenen: weniger ist mehr! Lasst die Fantasie des Lesers anspringen! Erzählt nicht jedes grausliche Detail.

June Is: Manchmal hilft es, die Perspektive zu wechseln. (natürlich nur in Gedanken)

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