
Was hältst du von sogenannten „Tradwifes“
*Influencerinnen, die auf Social Media das Hausfrauenleben idealisieren und ein altmodisches Frauenbild präsentieren.
Artemis Wind: Ich erkenne insgesamt eine Art „neuen Biedermeier“ in der Gesellschaft und interpretiere diese Bequemlichkeitskultur als Überforderung junger Menschen mit einer krisenhaften Gegenwart und ungewissen Zukunft. Ich weiß nicht, wie viele Tradwifes absichtlich rechtskonservative Ideale befeuern. Fakt ist aber: sie tun es. In meinen Augen hat das nichts mehr mit selbstbewusster Weiblichkeit zu tun, auch wenn es einige so verkaufen mögen. Ich folge Catherine Newmarks Einschätzung in ihrem „Zeit“-Artikel: https://www.zeit.de/kultur/2020-02/tradwives-feminismus-1950er-social-media-10nach8
Helene Persak: Spannend, was alles so Influencer wird. Spannend, weil vieles von dem für mich schon immer präsent war. Da gab und gibt es die Leute, die viel sagen um damit Dinge zu vermitteln die sonst keiner brauchen würde. Andere, die ihren Körper optimieren, um Geld zu verdienen, weil sie lernten, dass Optik alles ist. Beide Gruppen haben meiner Erfahrung nach eine große Schnittmenge. Sie brauchen etwas, bei dem sie sich wichtig, gebraucht und wertvoll fühlen können. Ich sage nicht, dass es da nicht Personen gibt, deren Arbeit sinnvoll ist, aber viele von denen, von denen ich etwas mitbekommen habe, könnten auch weg bleiben. Die Tradwifes, gehören meinem Empfinden nach ebenso dazu wie diejenigen, die von „echten Männern“ sprechen. Extremes kann nie gut sein, aber jeder hat das Recht darauf seine Tendenz im Spektrum des Normalen auszuleben.
Tessa Maelle: Emanzipation bedeutet in meinen Augen, dass ich eine Wahl habe. Insofern kann auch eine Tradwife diesen Weg wählen, wenn sie denn so will. Aber für mich gibt es einen Unterschied, wenn ich damit Werbung mache und Geld verdiene, in dem ich all die Bemühungen der Frauen, die dafür gekämpft haben, dass diese Frauen heute überhaupt eine Wahl haben, mit Füßen trete. Und ich hoffe inständig, dass nicht viele junge Frauen darauf reinfallen. Wollt ihr wirklich, dass eure Töchter in Zukunft wieder nur so leben dürfen?
Claudi Feldhaus: Gefährlich für alles, das wir und Generationen von FLINTA zuvor aufgebaut haben.