Schicksalsstöcke

Schreibende Frauen – Inspiration im Erfolg früherer Generation von Michelle Janßen

Das Nornennetz ist, wie ihr wisst, ein Netzwerk von/für schreibende Fantasyautorinnen. Wir alle leben in einem Jahrhundert, in welchem man – trotz noch immer bestehender Probleme – als Frau schreiben und veröffentlichen darf was man möchte und das ist fantastisch! In diesem Beitrag soll es also nicht nur um inspirierende Frauen gehen, sondern spezifisch um jene Frauen, die es uns mit ihrem Erfolg möglich machten ebenfalls zu schreiben: Die Frauen der Romantik! Also eine der Nornen die Germanistik studiert ist dieser Artikel gleich doppelt bedeutend. Denn in kaum einem Kurs lernt man etwas über diese Frauen. Das selbe Spiel beginnt ja schon in der Schule. Dieser Artikel ist also für all jene Frauen, welche so inspirierend sind, dass es eine Schande ist, ihre Namen nicht neben den ‚großen Männern‘ dieses Landes zu sehen. Die Rede ist von Bettina von Arnim, Dorothea Schlegel, Sophie Mereau Brentano, Karoline von Günderrode, Luise Hensel, Henriette Herz und Carolin Schlegel. Heute werden nur drei dieser Frauen näher beleuchtet. Doch jede einzelne von ihnen ist einen Platz auf der Inspirations-Wand wert.

Bettina von Arnim (1758-1859)

Bettina von Arnim stammte aus einer bedeutenden Familie und wurde so zu sagen in das Schreiben hineingeboren. Während ihrer Lebenszeit knüpfte sie Kontakte zu Beethoven (die Legende ihres enormen Einflusses auf ihn könnt ihr hier nachlesen), Ludwig Tieck, den Brüdern Grimm und Goethe sowie anderen SchriftstellerInnen. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie die Gelegenheit selbst zu wirken, engagierte sich öffentlich und schrieb mehrere wichtige politische Schriften im Zuge der Revolution 1848. Sie war eine der Schlüsselfiguren für die Bewegung der Frauen und Juden im 19. Jahrhundert. Es gibt eine Stiftung in ihrem Namen, sie war auf dem 5-DM-Schein und hat zwei Schulen nach sich benannt.

Bettina von Armin, Radierung von Ludwig Emil Grimm (Gemeinfrei, Quelle: Wikipedia)

Besonders bekannt sind ihre Briefwechsel mit zahlreichen großen Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts (wie etwa dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV.), die sie bearbeitet herausgab. Ihre politische Präsenz wurde stärker und ihr Einfluss wuchs. Literarisch war sie sowohl in Lyrik als auch in Prosa tätig und setzte sich dafür ein mehr Frauen zu veröffentlichen. Als Inspirationsquelle dient vor allem ihr Mut, ihre politische Tätigkeit und die Tatsache, dass sie als eine der ersten zwischen all den Männer hervorstach und ohne männliches Pseudonym veröffentlichte.

Dorothea Schlegel (1764-1839)

Dorothea Schlegel war eine literarische Kampfmaschine der Romantik. Als Literaturkritikerin und Autorin legte sie sich mit Zeitgenossen an und verteidigte ihre Meinung vehement und ohne Abstriche. Sie orientierte sich an Goethe und Tieck, brachte den Roman Florentin heraus, übersetzte mehrere französische Arbeiten und übte Literaturkritik auf einem sehr hohen Niveau. Zusätzlich war sie Lyrikerin und (bis zu ihrem Übertritt zum Christentum) eine der bekanntesten jüdischen Frauen ihrer Zeit. Sie heiratete Friedrich Schlegel und zog mit ihm, seinem Bruder August Wilhelm und dessen Frau Caroline (ebenfalls auf der Liste oben) nach Jena, wo sie zusammen mit Novalis und Tieck das erste Zentrum der Romantik aufbaute und nährte.

Dorothea Schlegel, gemalt von Anton Graff (Gemeinfrei, Quelle: Wikipedia)

Ihre Arbeit geht leider häufig unter, ist es jedoch alle mal wert anerkannt zu werden.

Sophie Mereau Brentano (1770-1806)

Die letzte Frau diese Liste ist eine der beeindruckendsten Frauen des 18./19. Jahrhunderts. Sophie Mereau Brentano war unglücklich in ihrer ersten Ehe. Sie und ihr erster Mann waren das erste Paar, welches sich im Herzogtum Sachsen-Weimar scheiden lies. Sie baute sich und ihrer Tochter ein neues Leben auf, welches sie alleinig mit ihrer schriftstellerischen Tätigkeit finanzierte, bevor sie aufgrund einer Schwangerschaft Clemens Brentano heiratete.

Sophie Mereau (gemeinfrei, Quelle: wikipedia)

Vom Schreiben alleine zu leben war ein Zustand, den kaum ein Schriftsteller zu dieser Zeit erreichen konnte. Die Tatsache, dass eine Frau solche Beliebtheit beim Volk erfuhr war für ihre Zeitgenossen neu und bewundernswert. Friedrich Schiller erkannte 1794 ihr Talent und begann sie kurz darauf zu fördern. Ihre Schriften und Gedichte wurden in seiner Zeitschrift Die Horen abgedruckt und fanden ihre Wege in mehrere Musenalmanache. Die beiden hatten eine reichhaltige Freundschaft und tauschten/berieten sich Gegenseiten in Sachen Ästhetik, Genre und lyrischen Kategorien. Dabei vertraute sich Brentano ihrem Mentor voll an, was Probleme in ihrem privaten Leben betraf. Die beiden werden oft in Schrift und Wesen miteinander verglichen, was sowohl für Brentano, als auch für Schiller eine Ehre darstellt. Neben Essays, zwei Romanen, mehreren Erzählungen und Gedichten gab Brentano eigene Almanache und Zeitschriften heraus, in welchen sie weitere Schriftstellerinnen förderte. Sie übersetzte neben dem aus/in drei Sprachen. Wann immer man den Namen Brentano hört denkt man automatisch an ihren Mann, was einer wirklichen Änderung bedarf. Denn diese Frau steht definitiv nicht im Schatten ihres berühmten zweiten Ehemannes.

Sophie Brentano war deshalb letzte in dieser Liste, weil sie eine der erfolgreichsten Frauen der Geschichte (und Gegenwart) war und ist. Sie nutzte ihre Stellung um anderen zu helfen und genau darum geht es auch bei Netzwerken wie dem Nornennetz. Diese Frauen der Vergangenheit inspirieren uns und sie sollten auch dich, der du gerade diesen Artikel liest, inspirieren. Niemand kann sich einer Schriftstellerin in den Weg stellen. Weder ihre Zeit, noch Geld, noch ihr Mann, solange sie andere Frauen hat (und Männer welche den Kurs unterstützen) die ihre helfen diese Hindernisse zu überwinden.

Autorin: Michelle Janßen

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diandralinnemann
6 Jahre zuvor

Danke fürs Teilen, da besteht dringender Nachholbedarf!